TAMA-SHII-WA

Im Osten dämmert es schon, grau ist der Vorhang des Himmels, die Nacht geht zum Westen.
Morgendunst hüllt seltsame Formen, schön die schweren Wolken, Glanz der schwarzen Kristalle, traurige Augen liebreizend, schneeweiße Reinheit der Gesichtsfarbe, die Brauen so zierlich geschwungen wie die Flügel der Schwalbe, ihr Körper schlank wie die Lilie, im langen schwarzen Haar milchig weiße Pfirsichblüten geflochten, ihre Stimme beruhigende Musik der Bäche, Murmeln der Quellen, Anmut der Rede. Blasses Silber ihr Kleid, bei jeder Bewegung in verschiedensten Farben schimmernd. Der Morgen taucht die langen Schatten aus Finsternis, die wechseln, grau, violett, blutrot; zitronengelb der Dunst, öffnet goldene Tore, erst unter den Wolken, verbirgt die drei Wissen über Leben, Tod und Schicksal, verdeckt das kaltglänzende Auge am nördlichen Himmel. Eiseskühle purpur schlägt die bemalte Insel, eisiger Tau glänzt am Bambus, erwärmt plötzlich mit seltsamen Feuer die Adern, naht und weicht zurück das Dach des Himmels, Sternenketten verblassen, die Straße der Juwelen, der Fluß des Silbers versiegt. Blätter erzittern vom Gesang der Vögel, vielstimmiges Summen der Bienen im morgendlichem Duft der Blüten, belebend, schwach flstert der Lufthauch in den jungen Blättern der Bäume, er ruft den Wecklaut der Erinnerung, gleich dem Ruf der Wellen, in uralter Form gemalt, ewig jung, signiert mit dem Namen des Meisters, des Sohnes der fünf Sinne, des Herren der sechs Zeiten, des Schmiedes der neun Welten, des Wissenden der sieben Doppelnaturen und des Lebenden der zwölf Wahrheiten und des Sitzenden auf dreizehn Plätzen. Drei Schleier vor dem Licht zerreißt mit tiefem, weichem, mächtigen Nichtklang das Schweigen der Unendlichkeit, ergreift es die Seelen, zerreißt die Seelen, die ihre Natur nicht kennen, ein schwingendes glaszerspringendes Klirren, donnernd, bebend, dröhnend von Ferne. Kalt glänzt das Auge, schließt sich nicht, es saugt die Vergänglichkeit und ruft zugleich ins Land der Unsterblichkeit, schenkt Feuer des Lebens und Wasser des Todes, hält den Spiegel und den Sproß der alten Wurzel.

Glanz der feuchten traurigen Kristalle, schneeweiß glänzt unbefleckte Reinheit von TAMA-SHII-WA, die Schwester KONO HANA SAKUYA HIME hat ein drittes Gesicht, die weiße Rose, vergeßt es nicht, der dritte Ruf scheidet die Wesen.

Tragik ist Leben, unumgänglich, kalt glänzt das Auge am nördlichen Horizont.
Stiller Schmerz, Fuji ist Feuer, SAN ist YAMA, Berg ist Drei.

Der Japaner sagt, göttliches Feuer Fuji-san, Berg ist die dreifache Erhöhung, der Sitz, der Thron der Götter, mit Fackeln und Leuchtfeuern gedenkt man im HI-MATSURI neben dem Schrein von KONO-HANA-SAKUYA, dem SENGEN-Schrein, sie hält den heilen Spiegel und den Blütenzweig der Vergänglichkeit.

Vergänglichkeit der Sinne und des Lebens ist aus dem Bestreben nach WA, der Harmonie entstanden, die es nur im Land der Unsterblichkeit im Chaos gibt.
Die Unsterblichkeit ist TAMASHII-WA. Sie ist, daß heißt, sie ist gegenwärtig.
Nicht das Sterben erreicht WA, sondern das Sein ist WA. Nicht gibt es zwei Japan, die Gegenwart ist ewig, nichts geht verloren. NU ist der Augenblick, die Zeit ohne Einheit, aus Einheit, die Mutter von WA, die Seelenschlange ruft die Ehre.
Nie mehr erklingt die Stimme des Kranichs in der Stunde der Not.

O du liebliche jüngere Schwester, daß man Dir Dein Kind ausgetauscht hat, läß die Tränen leise fallen. Du meine geliebte Schwester, die Länder, die geschaffen, sind fertig und Du hast am Kochherd der Unterwelt gespeist, geliebte Schwester, die Halle um den Mittelpfeiler ist errichtet. Das Halsband habe ich Dir angelegt mit den Juwelen, das Menschengrasmmesser in Deine Hand gelegt und den Spiegel, dazu siebzehn Weisheiten, die Geschichte der Schöpfung und den Weg des KAMI. Ich bin Donner, geliebte Schwester, die Stimme der Unterwelt.
Drei Mal rufe ich für meine Schwester.
Will WA nicht antworten - so wartete ich auf Antwort.
Will WA nicht antworten - betrachte es sich nicht länger schweigend.
Will WA nicht antworten - wird es sich zerschlagen.

O geliebte jüngere Schwester, nun rufe das dritte Mal !
Wo ist die Seele Deines Volkes? Hat man Dein Kind ausgetauscht?

Für SHIMA IMOTO WA
„Ach, wie schön! Meine liebliche Schwester
KONOHANA-SAKUYA-HIME“

Als ich von Amerika kommend in Richtung des großen Ozeans flog, hielt ich mich in der Flugrichtung immer nahe dem Festland Amerikas. Am Küstengebirge vorbei machte ich am Ufer des Golf von Alaska die erste Ruhepause. Dann folgte ich den Aleuteninseln, die das Behringmeer vom Nordpazifik trennen, wo ich die nächste Rast auf der Insel Attu machte. Am Morgen darauf startete ich zur russischen Halbinsel Kamtschatka, an deren Ostküste ich gegen Süd-Südwest weiter die Kurilen überflog und auf einer kleinen, unbewohnten Insel zum dritten Mal Rast machte. Am kommende Morgen ging es dann zeitig weiter und Mittags erreichte ich Hokkaido, die große nördliche Insel Japans, die auch Jesso genannt wird. Auf einer steinigen Hochlandfläche am Rande eines Vulkans landete ich. Hier entspringt eine Quelle, an der ich mich als erstes mit Trinkwasser versorgen konnte. Die wilde Gebirgswelt ist zu einem großen Teil menschenleer, schwer zugänglich und unfruchtbar, zum anderen mit Wäldern und Feldern bestanden. Die großen Städte Japans liegen fast ausschließlich am Meer und man kann mit Recht sagen, daß sie von Menschen nur so berquellen.
Die traditionellen Bauten Japans unterscheiden sich außerordentlich von den modernen, sie sind fast alle von Holz gebaut und üben einen Reiz von Harmonie der schweren Schwerelosigkeit aus.
Hier auf der steinigen Hochfläche kann ich es mir leider nicht richtig gemütlich machen und so fliege ich hinab bis zur Waldgrenze, dem Flüßchen folgend. Auf einer moosigen Fläche mit knospenden Gebirgsblumen und etwas weichem Gras mache ich es mir gemütlich. Der Wald ist dicht und das Flüßchen erhält von allen Seiten Zulauf, ist fischreich. Zwei Fische angel ich, die ich mir gleich kochen kann, da in der Nähe auch eine siedent heiße Quelle aus der Erde sprudelt. Kurz vor Sonnenuntergang sehe ich einen Menschen auf mich zukommen, er kommt auf eine Art Trampelpfadtreppe aus dem Wald herauf und steuert gerade, etwa 50 Meter, an mir vorbei, wobei er nicht das geringste Anzeichen macht, daß er mich bemerkt hat. Selbst als ich ihm zurufe, schaut er nur kurz herüber und setzt ohne Unterbrechung seinen Weg fort. Ja, so sind die Japaner, sie lassen sich grundsätzlich nicht auf ein Gespräch ein und sind in keiner Weise zu Fremden hilfsbereit.Die Gleichgültigkeit ist dem Japaner in sein ausdrucksloses Gesicht geschrieben und nichts kann ihn veranlassen, einen Unbekannten anzusprechen. Anders ist es im Teehaus oder wenn ich ein Lokal betrete, hier wird mir eine Liebenswürdigkeit zuteil, als sei ich der einzige Gast, der heiß ersehnt war und nun endlich gekommen ist.
In Japan wird gerne der grüne Tee getrunken, das heißt, nach dem Pflücken der Blätter werden diese kurz gedämpft, so daß die Fermentierung unterbleibt. SHENCHA, der Blatt-Tee, wird von MATCHA, dem Pulvertee, unterschieden. Das Teetrinken ist zu einer Wissenschaft, dem CHA-NO-YU ausgebildet und wird als CHADO, Teeweg bezeichnet, da es als Meditation, Verehrung verstanden wird.
Besucht man ein Teehaus, so findet man das SUKIYA oft an einem schönen kleinen gewundenen Pfad, der durch einen zauberhaften Garten führt. Vor dem SUKIYA findet sich ein Wasserbecken, in den Fels gehöhlt, an dem ich mich reinige. Das SUKIYA ist unterteilt in kleine Abteilungen, die wohl drei Schritt lang und breit sind. Oft steht in dem leeren Papierwandraum ein schönes Blumengesteck oder es hängt ein Rollbild KAKEMONO in einer speziellen TOKONAMA, Nische.
Auf dem Boden sind Tatami-Matten, auf denen man kniet oder sitzt. Durch die Papierwände dringt ein mattes, weiches Licht in den kleinen Raum.
Ich habe Glück, denn es ist noch eine Abteilung vom Teehaus frei, und diese wird mir angeboten. Durch die dünnen Wände höre ich leise die Stimmen anderer Gäste. Mein Gepäck und meine Schuhe habe ich draußen unter dem überhängenden Dach untergestellt und so vor dem Nieselregen geschützt, der schon seit zwei Tagen ununterbrochen auf Hokkaido lautlos fällt. Ich habe praktisch noch keinen Menschen hier näher kennengelernt, da es die Höflichkeit dem Japaner gebietet, sich von Fremden fernzuhalten, denn jede Bekanntschaft hat Verpflichtungen zur Folge, die der Japaner zu umgehen sucht. Mir ist es auch recht, und ich genieße die Einsamkeit in der Menschenschwemme. Heute soll es sich aber ändern, denn ich habe gerade Platz genommen, da werde ich von der Dame, die mich in den Raum geführt hat, gefragt, ob es mir recht sei, noch drei Personen in meinen Raum zu lassen. Diese Frage findet unter etlichen SUMIMASEN, Verneigungen und Entschuldigungen statt. Drei traditionell gekleidete Herren betreten nun den kleinen Raum.
„KONBAN-WA, guten Abend. SUMIMASEN, Verzeihung. GOMEN NASAI, Entschuldigung“.
Die drei verneigen sich und sind erstaunt, hier einen Europäer vorzufinden.
Natürlich lächeln meine Gäste und fragen, woher ich komme.
„DOITSUJIN DESU. Ich bin Heide,“ antworte ich.
„DOITSUGO O HANASHIMASU KA? Sprechen Sie meine Sprache?“, frage ich.
„CHIGAIMADU, LIE. Nein. WAKARIMASEN. Wir verstehen es nicht,“ bekomme ich zur Antwort.
Alle drei sind an den Unterarmen tätowiert. Einem fehlt der kleine Finger der linken Hand. Ihr Alter schätze ich auf 28, 34 und 48 Jahre. Ich betrachte die drei als meine Gäste, das heißt, ich bereite für uns den Tee. In erster Linie heißt es, daß ich in aller Ruhe das kleine Schränkchen öffne, in dem alle nötigen Teegeschirr- und Besteckteile zu finden sind. Dabei knie ich vor dem Schränkchen, in dem ein eingebautes Stövchen für heißes Wasser sorgt. Mit dem violetten Tuch reinige ich zuerst die Teedose, spüle die Teeschalen mit heißem Wasser aus, dann bereite ich einen dickflüssigen KOI-CHA, indem ich erst heißes und dann kaltes Wasser in die CHAWAN, Teeschale mit dem pulverisierten grünen Tee gieße und mit einem ausgefransten Bambusteebesen, dem CHASEN verquirle.
Das Gefäß mit dem kalten Wasser wird MIZUSASHI und der eiserne Kessel CHAGAMA benannt. Das Geschirr ist alt und wertvoll. Der dickflüssige Tee, der KOI-CHA wird hernach von mir verdünnt, und der USU-CHA, der dünne Tee ist schaumig. Die erste Schale reiche ich dem ältesten der drei Männer. Der Gast kann nun einmal die Schale in 3 1/2 Schluck austrinken oder, wie er es jetzt macht, einen Schluck trinken und an seinen Nachbarn mit einer Verbeugung weiterreichen, der wiederum nur einen Schluck trinkt und die Schale an den Dritten gibt. Der Alte fragt, die Schale genauer betrachten zu dürfen. Ich reiche erlesene Delikatessen auf Tellern und in Schalen, die die Dame zuvor in unser Abteil brachte. Der ganze Vorgang dauert nun schon weit über eine Stunde. Ich merke wohl, daß die Japaner sich hier getroffen haben, um etwas zu besprechen, dafür sind die SUKIYA unter anderem bekannt, und ich fordere sie auf, sich nicht an mich zu stören und so zu tun, als sei ich nicht vorhanden. Sie schauen sich gegenseitig an und beginnen kurz darauf mit einer merkwürdigen Unterhaltung, aus der ich bald entdecke, daß die Herren zu den sogenannten YAKUZA, einer Art japanischer Mafia gehören, die sich als Rächer der enthobenen Krieger oder Samurai bezeichnen und sich als Helden ohne Fehl und Tadel verstehen. Der Älteste ist anscheinend der Führer dieser GUMI, was Bande bedeutet. Er steht im öffentlichen Leben als Ortspolitiker und Unternehmer. Er ist das Oberhaupt einer Großfamilie, die nach dem zweiten Weltkrieg von einer Samuraifamilie zu einem RONIN, Krieger ohne Herren, degradiert wurde. Die Geschäfte, die diese GUMI betreibt, reichen über Glücksspiel, Prostitution, Waffenhandel, Drogen usw. bis zu einer Hotelkette. Dabei sind die drei streng gläubige SHINGON.
SHINGON ist die buddhistische Schule des wahren Wortes und um 800 n. Chr. von KUKAI, der als KOBO DAISHI in die Geschichte einging, gegründet. Die Grundlage der SHINGON aus der HEIAN-Zeit bildet die aus China stammende Schule der Geheimnisse, die durch die Sutren Mahavairoeana und Susiddikora angeregt wurden. SHINGON hat über eine Million Anhänger und über 10.000 Tempel. SHINGON wurde auf dem Berg KOYA südlich von Osaka gegründet.
Die Lehre bezeichnet das Universum als geistigen Leib Buddhas, dessen Wesen in allen Geschöpfen und Dingen lebt. Der Mensch kann über 10 Stufen zu einer Buddha-Ähnlichkeit gelangen. Das Universum ist die Manifestation der reinen Wahrheit unter zwei Aspekten Ryobu, so daß Buddha VAIROCANA als DAINICHI, große Sonne, mit der obersten Gottheit der SHIN TO, der Sonnengöttin AMATERASU gleichgesetzt wurde.
Die SHINTO Göttervielfalt wird als Ausstrahlung des kosmischen Buddha angesehen, wobei die Bosatsu die einzelnen Darstellungen sind. Um das Jahr 1100 verschmolzen Buddhismus und Shintoismus zu RYOBU-SHINTO. Auffallend sind die SHINGON-Grabsteine, die zusammengesetzte Steingebilde, sie werden GORINTO genannt. Ein GORINTO besteht aus fünf Elementen, bzw. deren Darstellung. Zusammen ist es das Sinnbild des Ur-Buddha DAINICHI, der sich aus 5 Elementen, Feuer, Wasser, Erde, Wind und leerer Raum zeigt. Der Grabstein ist also unterteilt in ein Viereck für Vernunft und Dingwelt. Eine Kugel darüber, die die diamantene Welt der Weisheit genannt wird. Diese beiden Bereiche stellen die reale Welt dar. Ein Dreieck mit einer Halbkugel darüber steht für die Erkenntnis der nicht lebenden, unrealen Welt. Darüber als fünfte Schicht ist eine vollständige Kugel, als Zeichen für das Lebende in der unrealen Welt, sowie zugleich als Einheit der aus der Ideenwelt und Dingwelt bestehenden Welt. Als Buddhafiguren werden Buddha-Skulpturen gerne mit züngelnden Flammen dargestellt und zeugen so von der Unerbittlichkeit und der furchterregenden Zerstörungskraft der Gottheit.
Mein neuer Bekannter, das Oberhaupt der Familie, bezeichnet sich selber als ein Nachkomme der mächtigen Fujiwara, die zur HEIAN-Periode die führende Familie Japans waren und das Reich steuerte, wobei die SHINGON nicht unerheblich beteiligt waren. Jedenfalls unterhalten wir uns völlig zwanglos. Nach einer Weile bestellt er Sake, den bekannten Reiswein, der heiß getrunken wird.
Diesmal bin ich ihr Gast und das Besäufnis wird nur von einigen Speisen unterbrochen. Der heiße Zake schmeckt vorzüglich und löst naturgemäß die Stimmung, und unser Gespräch geht mehr in die Tiefen. Jetzt stellt es sich auch heraus, daß ein Doitsujin, Heide in einem anderen Ansehen steht, als jeder andere Ausländer. Man nennt mich nun TETSU-KO-SAMA, was etwa: ehrenwerter Wanderfalke - hochgestellter Herr, bedeutet. Natürlich habe ich zuvor von meinen Flügen mit dem selbstgebauten unvergleichlichen Falken berichtet und wurde höflich gefragt, ob ich mit dem mir angedachten Namen einverstanden sei, da man meinen richtigen Namen nicht über die Lippen bringt. Der Abend wurde immer.kurzweiliger und länger. Fujiwara und ich verabredeten für den morgigen Tag ein Treffen an dem Tempel, der vom Teehaus zu sehen ist und auf einem Hügel südöstlich liegt. Mit einem herzlichen SAYONARA, Auf Wiedersehen, verabschieden wir uns schon fast in den Morgenstunden und versprachen uns zu Beginn der Stunde des Pferdes, welche um 11.00 Uhr ist, am Tempel einzufinden. Die Zeche bezahlen die Japaner und bedanken sich noch einige Mal für meine Teezeremonie, die sie als echte Japaner, als einzigartiges Erlebnis bezeichnen.
Am anderen Morgen erwache ich mit der Sonne, zur Stunde des Hasen unter der Brücke, die mir als Schutz vor dem Regen diente. Ich ging zurück zum Teehaus, der Regen hatte endlich aufgehört und die Sonne schien zu meiner Freude, doch hatte ich einen leichten Druck in der Stirn. Als ich das Teehaus erreichte, mußte ich feststellen, daß es morgens nicht besucht werden kann, aber an dem ausgehauenen Wasserbecken konnte ich mich waschen und danach auf einer Bank gemütlich eine Pfeife rauchen. Sofort weicht der Druck aus meinem Kopf, und ich kann die frische Seeluft in vollen Zügen genießen. Ich bereite einen Tee, der zum Teil aus den Kräutern von Mato-Poka, dem Mandan-Indianer, den ich in Amerika kennenlernte und zum anderen Teil aus meinen Kräutern besteht.
Das letzte Trockenfleisch, was mir der MANDAN-Indianer mitgegeben hatte, kaue ich genüßlich und rauche mein Pfeifchen weiter. Gestärkt mache ich mich auf den Weg zum Tempel. Die Stunde des Drachen von 7 bis 9 Uhr habe ich vor dem schönen Haus des SUKIYA verbracht, von wo aus ich den Tempel und bis zum Meer hinunter sehen konnte. Eine japanische Stunde hatte mir Fujiwara gesagt, werde ich benötigen, um den Tempel zu erreichen. Also ging ich um 9.00 Uhr, zur Stunde der Schlange, los und erreichte den Tempel nach 1 3/4 Stunden.
Die Straßen, über die ich laufen mußte, waren voll von Menschen, Autos, Bussen, Mopeds und Fahrrädern. Die meisten hetzten oder sie standen in Staus fest, daß ich mich bald wie im Mutterland fühlte, wo die Zeit erbarmungslos die Menschen jagt, die mich oft keines Blickes würdigen.
Der Tempel besteht aus KONDO, der Haupthalle mit einem flammenden Fudo, der obersten SHINGON-Gottheit. In der Rechten hält er erhoben das Schwert, in der Linken den Strick und steht mit bloßen Füßen in einem Meer aus Flammen, die hinter seinem Rücken in die Höhe lodern. Rundum ist er mit Blumen geschmückt, die Haupthalle ist eine 5-stöckige Pagode, also ein wunderschöner Holzbau, der im alten japanischen Stil erbaut ist. Es gibt hier unvergleichlich schöne Tempel mit ebesolchen Gartenanlagen, wo ich gerne leben würde. Solche Bauten sind nebenbei gesagt erdbebensicher und halten zum Teil jahrhundertelang auf der immer wieder erschütterten dünnen Erdschicht. Mehr habe ich noch nicht betrachtet, da spüre ich die feine Stimme einer Frau hinter mir.
„O-HAYO GOZAI-MASU, Guten Morgen“. Ich drehe mich um.

Seh ich hier ein Fräulein stehn
Zarte Blüte wunderschön
Blütenblatt ist samt und weich
Mädchen, Mädchen, zart wie Hauch

„GOMEN NASAI, Entschuldigen Sie bitte. TETSU-KO SAMA DESU KA? Sind Sie der ehrenwerte Wanderfalke, Herr?“
„O-HAYO GOZAI-MASU. SO DESU. Guten Morgen, so ist es.“
Wir verneigen uns voreinander und dann schauen wir uns gegenseitig an.

Blütenkind in SAMT und SEIDE Steht vorm Bruder aus der HEIDE

„Sind Sie von Herrn Fujiwara gesandt ?“, breche ich das Schweigen.
Ein Beben schüttelt leicht ihren Körper, der tief den Atem schöpft.
„Ja, Entschuldigung. Ich bin KORI-MA eine GEISHA, von ihrem Freund Herrn Fujiwara geschickt, sie zu unterhalten, bis wir ihn treffen können.“
„Wann wird das sein?“
„Um 20 Uhr, zur Stunde des Hundes.“
Eine GEISHA ist eine über 10 Jahre lang ausgebildete Frau, die Männer auf alle erdenkliche Art erfreuen soll. Neben der Kunst der Gesellschafterin beherrscht sie den Gesang der alten Lieder von den Kirschblüten, dem leise fallenden Regen und den anmutigen Tanz des gemessenen Schrittes. Sie trägt einen Seidenkimono in bunten Farben, der bei jeder Bewegung leise weht. Der enge Kimono ist bemalt und bestickt, um den Bauch hält ihn ein breiter Gürtel, der OBI ist auf dem Rücken zusammengefaltet. Die Füße stecken in weißen Strümpfen und diese in hölzernen Schuhen. Die Frisur ist künstlich bläulich schwarz, eine Perücke, die mit Kamm, bunten Bändern und Nadeln zusammengehalten ist, Schmuck, der sanft und leise klirrt. Ihr Gesicht und Hals sind gebleicht mit heller Tönung. Was für den normalen Europäer eher etwas künstlich und steif wirkt, ist in Wahrheit die Beherrschung der anmutigen Bewegung.
„Aus welchem Teehaus kommen Sie, KORI MA SAN ?“
„Aus dem gleichen, in dem Sie gestern Abend mit Herrn Fujiwara zusammentrafen und wo Sie sich heute Morgen aufgehalten haben.“
Die Teehäuser sind die Orte der japanischen GEISHA, hier bedienen sie die reichen Japaner, die das nötige Kleingeld aufbringen können, sich eine GEISHA zu kaufen. Selten ist es heutigen Tages, daß eine GEISHA verschenkt wird, denn es ist eine reiche Gabe, die nur wenige bezahlen können.
„Sie haben mich heute morgen gesehen, KORI-MA SAN ?“
„Das ganze Teehaus hat Sie beobachtet, wir haben in Ihrem Rücken gestanden.“
„Haben Sie Lust, KORI-MA SAN, mir den Tempel zu zeigen und zu erklären?“
Sie lächelt mich jetzt das erste Mal an.
„Gerne, TETSU-KO SAMA.“
Wir beschauen uns das ganze Bauwerk und den seltsam schönen Park.
„Stimmt es, daß Sie mit einem TETSU-KO, Wanderfalken, durch die Welt fliegen, KA?“ fragt sie mich und bleibt stehen.
Ich wende mich ihr zu und bestätige es. Sie schmunzelt und nickt mir zu.
„Wollen wir uns auf eine Stufe setzen, und ich erzähle Ihnen von meinen Flügen in den Orient, nach Amerika und Europa. Würde Ihnen das gefallen, KA?“
„HAI, Ja. Das interessiert mich,“ dabei leuchten ihre Augen samtig weich.
Wir sitzen in einem Park in einem KAIRO, Laubengang, und ich erzähle wohl 2 Stunden lang, dann fragt sie mich plötzlich, ob ich keinen Hunger und Durst habe.
„Trinken kann ich immer und der Tee ist hier vorzüglich, lassen Sie uns etwas trinken gehen,“ gebe ich zur Antwort.
Wir gehen hinüber zum Eingang des Tempels, wo noch mein Gepäck steht. Sie bestellt ein Taxi.
„Ich habe vom Sekretär des Herrn Fujiwara gehört, daß Sie ein wahrer Meister der CHA-NO-YU, der Teezeremonie sind. Sind Sie in einem ZEN-Kloster gewesen, um diese schwierige Meisterschaft zu erlernen, KA ?“
„II-E. Nein. Ich bin gewohnt, mir selber meinen Tee zu bereiten und habe aus Höflichkeit die japanische Teezeremonie gestern zum ersten Mal ausgeführt.“
„Das kann nicht sein. Fujiwara-SAN ist ein gestrenger Herr und sehr kritisch, dabei findet selten ein guter Teemeister seine Anerkennung. Von Ihnen sagt er, Sie seien der Beste, den er je hat CHA-NO-YU machen sehen.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen.“
„Wirklich, das hat er gesagt. Er hat Sie sehr gelobt, weil Sie alles ohne Hast gemacht haben und länger als jeder andere gebraucht haben, dazu war der Tee schaumiger und mild, so wie bei den besten Meistern.“
„Das ist wahr, der Tee war sehr zufriedenstellend. Ich habe angenommen, daß es am Wasser liegt.“
„Nein, nein, das Wasser ist immer dasselbe und Fujiwara-SAN liebt es, den Tee so schaumig zu trinken. Dadurch haben Sie eine große Achtung bei ihm erworben, was er auch mit dem Namen, den er Ihnen gegeben hat, bezeugt. Nur ganz wenige bekommen von ihm den Titel SAMA, was eine alte höfliche Anrede für Hochgestellte ist. Sie haben ihn mit ihrem umfangreichen Wissen von der Politik, den verschiedensten Glaubensrichtungen, der Wissenschaft, der Wirtschaft und allem anderen Wissen, beeindruckt. Dabei sprechen Sie die japanische Sprache, als seien Sie hier groß geworden. Sie sind ihm ein Geheimnis.“
„Wann habe Sie mit FUJIWARA gesprochen, KA?“
„Der junge Begleiter, sein Sekretär, ist kurze Zeit nach Ihrem Weggang heute Morgen zu mir gekommen. Er hat es mir berichtet und den Auftrag an mich gerichtet. Auch er ist fasziniert von Ihnen. Sind Sie wirklich kein Buddist ?“
„Nein ich habe keine Religion, ich bin ein Barbar, ein Heide.“
„Das erscheint wieder zu unglaubwürdig für uns alle, denn wir verbinden damit einen rohen, gewalttätigen WAKI, der keine Bildung besitzt.“
„Das bin ich auch, ich nenne es die gnadenlose Liebe.“
Sie schaut mich groß an und schluckt einmal.
„Ich habe viele Menschen kennengelernt, die vorgeben, an einen Gott zu glauben und nicht einmal das geringste von diesem Gott oder über seine Schriften wissen, die sie für heilig halten,“ füge ich noch hinzu.
KORI-MA schaut mich lange schweigend an, als ob sie etwas suche.
Jetzt waren wir am Teehaus angekommen, stiegen aus dem Taxi, gingen den Pfad zum Haus, der dem leise fließenden Bach folgt und sich wie eine Schlange windet. Zwei Brücken führen den Weg über das Wasser. BENTEN glückliche Quelle, Quelle der Schlange, Qual des Wissens.
Schnell haben wir das liebliche Haus erreicht, wo der ausgeschlagene Stein zur Waschung lädt, um mich willkommen zu heißen, da fragt sie mich,
„Möchten Sie baden, hinterseitig des Hauses sind Bäder.“

Aus der Quelle der Unterwelt steigt das Schwefelwasser. Darunter bringt der Herd der Unterwelt den Kessel zum Kochen. Der Sohn der Erde badet im Kessel der unteren Welt, gibt Nahrung. Nahrung ist Wissen der Totenwelt, ein geheimer einziger Wunsch bleibt frei. Das Bad, der Kessel, der ausgehauene Stein, heiß brennt das Schwefelwasser, ein Dunst Schwefel-NEBEL, gehockter Körper, NEBELKOPF.
Körper ist Gegenwart, schwimmt in der kochenden Seele, die im Kessel der Vergangenheit durch das Wissen, die Zukunft, das Feuer erhält. Die Nahrung ist Mana, ist tote Seele, ist die Speise der Vergangenheit in der Gegenwart. Der Kessel ist um die Gegenwart. Vergangenheit und Gegenwart ist Vorzukunft, die Seele. Der Körper ist die Gegenwart in der Nahrung MANA und spricht die Vorgegenwart, das geschmiedete Wort.

In Japan gehört das Baden ebenso zu den Traditionen wie das Teetrinken. Angenehm ist es, zumal ich letzte Nacht nicht gerade bequem geschlafen habe.
Nach der Massage bereite ich uns in aller Ruhe einen Tee, so wie ich es gestern gemacht habe und KORI-MA ist ebenso begeistert wie die drei YAKUZA, von denen ich angenommen habe, daß sie aus reiner Höflichkeit meinen Tee gelobt haben. Zum Tee aßen wir kleine, runde Kuchen, die wie Schmuckstücke geprägt sind. Ich rauche Zigaretten, dann nehme ich auch die Pfeife und die Kräuter zur Hand, stopfe, blas den Nebel, hauch den Duft, tränke das Zimmer mit Atem, saug und tränke, tränke Ruhe, saug Ruhe.
„Drogen sind in Japan KINJIRU, der Gebrauch und Besitz steht unter hoher Strafe, TETSU-KO SAMA.“
„Die Natur ist auch hier verboten, das weiß ich wohl, das sind die Gesetze der Moral, die für mich nicht maßgebend sind. Ein Heide muß machen, was er allein für richtig erkennt, das ist der Glaube des Heiden, das Wissen von sich und seiner Vollständigkeit.“
„Das ist schwer zu verstehen, unser Glaube ist sehr verschieden.“
„Ja, unsere Natur ist verschieden und doch ist es gerade das Verschiedene, was eine Brücke bildet.“
Inzwischen waren die Stunden der Ziege, des Affens und des Hahn Vergangenheit und der Hund, das Echo der Gegenwart, begann zu bellen, da kam Fujiwara. Er entschuldigte sich höflich, nicht zu unserer Verabredung erschienen zu sein und war merklich ein wenig enttäuscht, daß ich ihm gleich Tee anbieten konnte.
„Ich habe für heute Abend drei Freunde eingeladen. Wir möchten gerne mit Ihnen sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben, so seien sie heute mein Gast.“
„Wenn KORI MA SAMA mitkommen möchte, würde ich mich noch mehr über die Einladung freuen.“
Nach zwei weiteren Tassen Tee brechen wir auf, um in dem großen Haus von FUJIWARA, was einem alten Palast gleicht, zu speisen. Als wir die lange Einfahrt, die von einem Pförtner bewacht wird, hinauf zum Haus fahren, sagt FUJIWARA:
„Zwei Freunde sind bereits gekommen, darunter ist ein ZEN KODO, des bekannten Klosters, und er ist ein Schüler des auch in Europa bekannt gewordenen Meisters DAISET SU SUZUKI, der Bücher in englischer Sprache herausgegeben hat. 1966 ist der Meister im hohen Alter von 96 Jahren verstorben.
Im Kloster von KITA-KAMAKURA, nicht weit von Tokio, hat er gelebt. Es ist das bekannte RINZAI, das ENGAKU-JI.“
Wir sind gerade aus dem Wagen gestiegen, da kommt schon die nächste Staatskarosse. Auf den Stufen stehend schauen wir, wie der Fahrer artig die hintere Tür des dunklen Wagens öffnet. Ein kleiner geschmeidiger Mann in einem maßgeschneiderten seidenen Anzug bewegt sich wie eine Raubkatze auf uns zu, die spielen will. Der Anzug hat einen europäischen Schnitt mit einem Stich ins Spanische zum Torrero hin. Er paßt zu diesem Mann, wie der Mann zu ihm paßt. Lautlos finden die Füße ihre Spur, von der nichts zu sehen ist. Klare Augen, mal ruhig, um dann zu hüpfen von einem zum anderen, lustig schlagend, sich verengend, der Körper ruht in Bewegung und bewegt die Ruhe.
„Hier ist TETSU-KO SAMA, von dem ich Dir berichtet habe, und hier ist TAKASHIMA SAN, mein Vertrauter, mein bester Freund, obwohl es eine Zeit gab, wo sich unsere Familien als Feinde betrachteten.“
Wir verbeugen uns höflich und betreten das Haus. Ein Diener hatte gleich am Auto das Gepäck in Empfang genommen und führte KORI-MA und mich hinauf zu einem selten schönen Appartment, von denen es hier im Haus anscheinend mehrere gibt.
„TETSU-KO SAMA, Sie müssen einen sehr guten Eindruck auf Herrn Fujiwara gemacht haben, so ein prächtiges Zimmer habe ich noch nie gesehen.“
Erlesene Möbel, Stück für Stück, Gemälde, frische, duftende Blumen, alte Kunstwerke, unbezahlbares Teegeschirr ... .
Wie geträumt, herausgenommen und in die Gegenwart gestellt, ist KORI-MA, die aufgehende Blüte, eine Steigerung aller Kunst, anzusehen... .
Sie untersucht und entzückt, zeigt und erzählt von den Dingen, die neben ihr verblassen.
Zu meinem weiteren Vergnügen findet sie hinter einer Schiebetür eine Bibliothek, die an Wert alles bertrifft, was ich an Schriften je gesehen habe.
Bücher aus allen Ländern, Wissenschaften, Religionen..., eine vollständige KYOZO, Sutrenbibliothek ... von den ältesten zu den jüngsten Erstausgaben, Rollschriften..., eine Flut von Worten, deren Sachgebiete ich hier unmöglich aufzählen kann. Mehr als 20 Räume vorzüglich aufgeteilt und in demselben Zustand.
Wir hatten die Besichtigung der Bibliothek noch nicht beendet, da wurden wir von einem Diener zum Essen gerufen. Nun lernte ich auch die zwei anderen Gäste kennen. Wie schon erwähnt, der Mönch DANAKA, der ein fast ausdrucksloses Gesicht macht, wie aus Stein geschlagen, sich nicht verändern wollend, kahlgeschorenes Haupt, starrer Blick, abgeschlossen, unermüdlich dringend und doch durstig saugend, fragend. Seine Kleidung wirkt schlicht, das Wallen verrät die Seide, die den Hauch von Muster der Stickerei trägt. - Dann der Bär, untersetzt, pendelnde Bewegung, die süße Speise nicht verachtend, OKURA im bequemen Seidenanzug mit gemütlichen Zügen, listig schauend, plötzlich, lustig, der Industrielle, ein Spieler, der gewohnt ist, zu gewinnen und doch, der richtige Einsatz kann nicht gegeben werden. Wer findet sich, ihn zu fordern, wer wagt es, den Eisbären in seinem Reich aufzuscheuchen, ein Taucher, der sich Haie fängt, sie zerreißt und sie in Ruhe verschlingt, ein einsamer Jäger, der über glattes Eis springt.
Ich trage den weichen Hirschlederanzug, den WING-KAN, die Mutter von MATO-POKA mir gefertigt hat und passe allen als Gegenüber. Bei dem erlesenen Essen wird wenig gesprochen und die vielen Leckereien wollen nicht aufhören, erst Tee, dann Sake, nichts wird weniger. Wir verlassen den Raum der leiblichen Genüsse, um in Fujiwaras Arbeitszimmer uns der rotledernden Garnitur aus dunklem blutgeronnenen farbigen Polstern zu nähern und die Plätze zu besetzen.
Gegenüber steht aus Zedernholz der Schreibtisch, zum darauf Tanzen groß, dahinter der bequeme, dunkelrote Lehnsessel. An einer Wand das Regal, welches Blicke zu den Gläsern zieht, um die Spiritusfüllung zu durchleuchten, in der die Rechenstäbe der Menschlichen schwimmen.
Es ist ein Ehrenkodex der YAKUZA, sich selbst zu verstümmeln, wenn sie sich etwas zu Schulden kommen lassen. Wer gegen GIRI, die Verpflichtung verstoßen hat, hackt den Finger ab und schickt ihn seinem Herrn zum Zeichen seiner Ergebenheit. Dieser Finger schmückt den Herren.
Das Zimmer ist mit wertvollen Gemälden aus der Vergangenheit geschmückt, von Samurai und Schlachten. Kostbare Rüstungen und Schwerter, davon ein langes wie ein kurzes, unscheinbarer als die anderen und doch durch den Platz des Ständers herausgehoben.
„Diese beiden Waffen stammen aus der Hand des unerreichten Schwertmeisters MURASAMA. Seit Generationen gehören sie meiner Familie. Nehmen Sie die Waffe in die Hand und betrachen Sie sie aus der Nähe.“
„Eine ausgezeichnete Arbeit, für wahr, ich habe nie bessere dieser hervorragenden Art geshen.“
Ein langes Gespräch beginnt. Die vier Männer berichten über Stunden von den ältesten Überlieferungen, zählen Götter auf und beschreiben, um mich zu fordern, zu sehen, wer Erklärung gibt.

„Sein des Herrschenden, Dunkel ist der Anfang des Wissens. Nichtsein der Form, Nichtfarbe, weder Benanntes noch Gemachtes. Gestalt des Gestaltlosen. Bis drei Kräfte der Allgegenwart das Nichts trennen, um aus dem Nichts Himmel, Erde und Bewußtsein zu scheiden, so wie die Kräfte eine Einheit waren. In der japanischen Sprache sind die Kräfte wie folgt beschrieben:

1. KAMI-MUSUBI = UrKörper
2. TAKAMI-MUSUBI = UrSeele
3. AME NO MINAKA-NUSHI = UrWille

Aus der Verbindung von TAKAMI-MUSUBI mit KAMI-MUSUBI entstand das Wahrnehmbare der fünf Sinne, welche sind und nicht sind.
Die Sinne wurden auf die Erde gestellt und wuchsen zur furchtbaren Weltenseele, daraus entstand der männliche und weibliche Aspekt, welcher als Speer, IZANAGI und IZANAMI durch die Überlieferung benannt ist. Es ist ein Wort mit Anfang und Ende ohne Ton durch NICHTTON. Der Speer ist der Mittelpfeiler, die Säule, die Achse der Welt, welche die Mitte allen Maßes mißt und so den Himmel trägt.
Das scheinbare Wachsen bewirkt eine scheinbare Verschiebung. Dadurch fing die Erde an zu gären und das durch sich selbst Geronnene wurde den fünf Sinnen sichtbar, hörbar, riechbar, schmeckbar und fühlbar, also zugänglich.
Der Speer ist das Wort, welches Allem eine magische Mitte drei mal drei, also neunfach gibt, wodurch der Glanz des Wortes als Ding sichtbar ist oder mit den anderen Sinnen erfaßbar wird. Weil sich die Mitte verschoben hat, lebt oder schwingt das Ding.
Damit der Mensch es erkennen kann, daß die Achse aus dem Lot geraten ist, gibt es die Schwankung, welche sich in Allem zeigt, so die Jahreszeiten, der Sternenhimmel, Tag und Nacht ..., Mann und Frau zeigen und erklären unmißverständlich den Tod und die Wiedergeburt.
Die Verschiebung der Mitte bewirkt Entstehen und Vergehen, durch die aus der Verschiebung entstandenen Zeiten, derer wir sechs zu unterscheiden wissen. Fünf sind in die Gegenwart verschlungen und bezeugen es durch die daraus entstandenen Sinne, welche erklären die Welt, wie sie nicht ist und wahrnehmen lassen die Zeiten, wie sie nicht sind.

1. Die Verschiebung bewirkt die Trennung von der Oberwelt, wo die Lebenden tot wandeln in Körper und Seele und von der Unterwelt, wo die Toten tot wandeln in Seele, dieses ist durch die Verdrehung des Wortes entstanden. Daraus stammt die Sonne mit ihrer schwankenden Bahn der Tierkreiszeichen und Planeten, welche als Juwelen Bezeichnung fanden.
2. Die Nacht mit dem Mond, welcher die Erde beherrscht und
3. den Menschen, als wässriges Lebewesen, körperlich wie seelisch.

Aus der Verehrung der Sonne durch das Wort, was auch Schwert genannt wird, zeigt die Sonne von den vier Gesichtern die gleich Magnetfeldern sind ein additiertes Echo der vierten Ausdehnung, welche Dimension genannt wird. Die nicht sichtbaren Gesichter sind die drei Gesichter der Strahlung, die als Gesamtsumme meßbar oder spürbar werden, wenn der Kranz, die Korona um den Neumond steht oder einfacher an den Sonnenstrahlungszeiten, Ruhe, Wachstum, Reife, Sterben, Wiedergeburt.
Aus der Verbindung des Menschen mit der Juwelenkraft ist die Sonne, die Kraft der Planeten sind für den Menschen die fünf Sinne, die als Ahnherren der irdischen Geschlechter bezeichnet werden, herauskristallisiert durch die magnetische Einwirkung der Sonne.
Ahnherren, weil sie ursächlich ahnen lassen, was der Glanz des Wortes ist. Die Illusion, gegeben der Erde und dem Menschen für ein (1) vergängliches Leben, sich zu entscheiden zu den vergänglichen Sinnen oder ewigen Ahnungen der Wahrhaftigkeit.“

Nun herrschte tiefes Schweigen. Um die Worte in ihrem vollen Umfang begreifen zu können, war das auch notwendig und jeder Japaner weiß das. Als erster ergriff nach einer Weile des Schweigens FUJIWARA das von mir geworfene Wort und bedankte sich für die Zusammenfassung, worin ihn die anderen unterstützten.
„WAKARIMASU, KA ? Haben Sie verstanden ?“ fragte ich.
DANAKA, der KODO, gab Antwort.
„Ihre Worte sind sehr einfach gewählt und doch steckt der Sinn in der Tiefe, die nur schwer zu erfassen ist. NEH, nicht wahr.“
„HAI, SO DESU. So ist es,“ bestätigten die anderen.
Nun fragte ich, ob es erlaubt sei, daß ich mir ein Pfeifchen rauche. Es wurde gestattet und alle waren verwundert, daß ich nicht nur die Tabakpflanze sondern auch andere Kräuter rauche.
„Bei uns heißt es, daß der Mensch, der auf dem Weg der Erkenntnis schreitet, niemals Drogen nehmen sollte, da ihm dadurch der Weg versperrt wird,“ sagte DANAKA verwundert.
„Will ich die Welt erkennen, so gehört es doch dazu, daß ich mich mit ihr auseinandersetze und sie auf allen Ebenen kennenlerne. Drogen sind Planzen und das ist Natur, nicht wahr?“
„Sie sind mir offengestanden ein Rätsel,“ erwiderte er, „zumal Sie keinen Gott erwähnt haben, als Sie uns ihre Zusammenfassung schilderten. Sie sprachen nur von Kräften und dem Wort.“
„Ich hätte noch viel mehr erklären können, wollte Sie aber nicht mit meinen Worten erschlagen und habe Ihnen nur Ihre japanische Überlieferung verständlich gemacht.
Sie ist die Grundlage Ihres Lebens und allem, was danach kommt. Die Götterwelt würde Sie aber wieder mehr verwirren als die genannten Schwingungen, die ich erkenne und benenne. Ihre Bezeichnungen sind derart mit Ihren Sinnen und Gedanken verbunden, daß sie immer wieder an Ihnen haften würden, ist es nicht so ?“
„HAI, ja, damit haben Sie natürlich recht,“ bestätigten alle.
Wir erzählen die ganze Nacht hindurch, bis der Morgen zu grauen begann. Die drei anderen Gästen riefen am Morgen bei ihren zuständigen Stellen an und ließen sich bis auf weiteres beurlauben, um von mir zu erfahren. Ich stieg hinauf in mein Appartment und legte mich neben die schlummernde KORI-MA aufs Futon.
Zur Stunde der Ziege erwachte ich und sah als erstes KORI-MA mich anschauend, neben dem Futon knieend.
„OHAYO-GOZAIMASU, TETSU-KO SAMA,“ schenkte sie mir den Gruß.
„OHAYO-GOZAIMASU, KORI-MA, haben Sie gut geschlafen ?“
„HAI, Ja, Sie hätten mich ruhig wecken können, als Sie zu Bett gingen.“
„Ich weiß es wohl, aber ich war sehr müde und bedurfte des Schlafes.“
„Ich habe mit Frau Fujiwara gesprochen, sie sagte mir, daß Sie die ganze Nacht hindurch mit den Herren gesprochen haben und alle von Ihnen begeistert sind.
Dann bin ich zurückgekehrt in unser Zimmer und habe mich hier niedergesetzt, um Sie anzuschauen, dabei war es mir, als ob Sie zu mir sprächen.“
„Was haben Sie denn von mir gehört ?“
„Es war wie eine Melodie, die gleichzeitig wie Worte waren, die ich aber nicht verstanden habe.“
„Hat Ihnen die Melodie gefallen ?“
„Das ist schwer zu sagen, einmal war sie lieblich, das andere Mal zum Fürchten.
Ich sah, wie ein schwarzes Loch über ihrem Haupt schwebte und ihren Kopf verschlang, um ihn wieder und wieder auszuspeien. Kurz bevor Sie aufwachten, umgab ein flammender Ring Ihren Kopf, dabei verdunkelte sich das ganze Zimmer. Das hat mich alles sehr aufgeregt und beängstigt.“
„Sie brauchen wirklich keine Furcht vor mir zu haben, denn ich mag Sie sehr KORI-MA SAMA, Sie haben den AMIDA richtig gesehen.“
„Den AMIDA, KA? Das ist der Gott Buddha des Lichtes, der AMITABBA, der Transzendentale, das unendliche Licht, der Westen, das reine Land.“
„SO DESU, so ist es, sie wissen gut Bescheid.“
„Ist er Ihr Schutzgott, KA ?“
„HAI, Ja, es ist mein YUIITSU-SHIMMEI, einzigartiger Glanz, den nur wenige sehen. Ich freue mich, daß Sie einen Teil gesehen und gehört haben, weil er nicht durch die Sinne wahrnehmbar ist.“
„Einen Teil sagen Sie, TETSU-KO SAMA, wie sieht denn YUIITSU-SHIMMAI
vollständig aus?“
„Hell wie NIKKO.“
„Wie, hell wie der sonnenglänzende Buddha?“
„Ja, der Glanz ist so hell, daß niemand etwas erkennen kann. Es ist das ungezeugte Licht in der Dunkelheit, das alle Wesen blind macht. Selbst AMATERASU wird von dem Licht geblendet.“
Unter KORI-MAs Gesichtsschminke wurde es blaß, sie wankte ein wenig, ich schnellte empor, sie zu halten.
„AMATERASU“ hauchte sie, „selbst AMATERASU.“ -
Ich hob KORI-MA hoch und legte sie sanft aufs Futon.
„Wieviel oder besser gefragt, wie wenig wiegt KORI-MA SAMA ?“
„YON YON, 44 Kilogramm.“ antwortete sie.
„KORI-MA SAMA ist leicht wie eine Feder, zart wie das Blatt der blühenden Rose und schön wie KONOHANA-SAKUYA-HIME.“
Die Worte belebten sie augenblicklich, statt der Blässe trat eine sanfte Röte zur Stelle.
„Wer sind Sie TETSU-KO SAMA, KA ?“
„Ich bin der lebende SEPPUKU.“
„So wird es wohl sein, wenn Sie es sagen.“

„MURA heißt der Ort, wo MIYA, das erhabene Haus, die Erde, mein Schrein ist, davor steht TORII, das Balkentor, auf dem der Hahn sitzt und AMATERASU ruft. Durch das Tor zur Unterwelt führt KAMI-MICHI, der reine Weg, den der Bruder schon gegangen ist und auf seine jüngere Schwester wartet.“
Dabei strich ich ihr sanft über ihre Wangen.
„Wird die SHIMAI IMOTO zu ANI NISAN finden, KA ?“
„Ja, denn es ist ihr versprochen und sie wird dort in der Unterwelt die Seelen ihres Volkes waschen. AMATERASU erzeugt den Glanzkreis, den die Menschen Sonne nennen. Die Sonne ist in Wahrheit der Glanz des Wortes, der das Wissen in die Seele brennt.“
KORI-MA schaute mir lange in die Augen und schloß dann ihre Augen.
„Ist AMATERASU schön, KA?“ fragte sie.
„Ja, für mich ist sie die Schönste, für andere jedoch furchtbar.“
„Erzähle.“
„Sie ist das schlimmste Scheusal, was schlimmer ist, als es sich ein Mensch vorstellen kann. Sie ist durch Fäulnis zerfallen, Maden durchfurchen ihren Leib und wo sie ist, donnert es in einem fort. Flammen umzüngeln sie wie zischende Schlangen, woraus ihr Haar ist; wer sie anblickt wird zu Stein, ihre Gesichter sind wie OMIKAMI, TSUKIYOMI und TAKEHAYA-SUSANOWO, sie ist die 3 Töchter des Berggottes, die 3 Töchter des Meergottes und die 3 Töchter der Unsterblichkeit. Ich bin der Sohn, der als MEKEKU ins reine Land der Unsterblichkeit geht, als INAHI die Schwester besucht und als ITSUSO und YAMOTO doppelt in der Gegenwart ist, wobei ITSUSO der Götterwind SEPPUKU begangen hat, damit er lebt. Als TAKAKU RAJI laufen 2 Wölfe und als TAKAGI fliegen 2 Schwäne um YAMATO IHARE, sie begleiten mich und geben mir das doppelt schneidend schwingende Wort.“
KORI-MA schlägt die Augen auf und schaut mich lange an.
„TETSU-KO SAMA, was machen Sie mit mir, ich vermag nicht mehr zu denken und meine Seele will sich vom Leib trennen.“
Da weiß ich ein Mittel, jetzt werde ich KORI MA SAMA einmal massieren, daß sie in die Gegenwart zurückkehrt.“
Nach wenigen Minuten ist sie wieder ganz da, dann gehe ich mich waschen und ankleiden.
„Wollen wir hinaus in den Garten gehen, KORIMA SAMA, KA ?“
Sie ist gerne dazu bereit und führt mich durch das Haus in einen entzückenden Park.
„Möchte KORI-MA SAMA für uns einen Platz auswählen, an dem wir zusammen sitzen können?“
„Wollen Sie, daß ich Sie führe, dann lassen Sie uns bis zum Ende des Gartens gehen, sehen Sie, da steht eine große Linde und eine große Weide, deren Äste bis auf die Erde reichen. Die beiden Bäume gehören zu meinen liebsten Bäumen.“
Wer schon einmal einen japanischen Garten gesehen hat und sei es nur auf Bildern, der kann sich vielleicht vorstellen, wie schön und unvergleichlich, mit welcher Sorgfalt alles, aber auch wirklich alles, angelegt ist. Jedes Steinchen auf den immer frisch geharkten Wegen liegt so, als ob es mit Absicht gerade so und nicht anders gelegt wurde. Hier gibt es Gärtner, die alles aus der Ruhe und mit Geduld anlegen und pflegen können, wahre Meister ihres Faches. Der Blick läuft gierig voran wie der Wolf, um bald hier zu schnuppern und dort zu riechen, am Bach sich zu tränken, sein Murmeln zu hören, was der Sog sich nicht nehmen läßt. Da verschwindet der gierige Wolf unter einem Baum und als Rabe hüpft er von Ast zu Ast, untersucht das Holz, das Laub und die Blütenpracht, als Schlange windet er sich um die Äste , den Stamm hinab zur Wurzel. Der zweite Wolf lauscht hinter mir und trägt SEPPUKU.
„Sieht KORI-MA SAMA nicht aus, wie diese Knospe der SAKUYA, Kirschblüte, KA? Will sie mir nicht vom Kirschblütenfest erzählen, KA?“
„Darf ich TETSU-KO SAMA meine Lieder und Tänze zeigen, die von den Kirschblüten erzählen, KA?“ Dabei leuchten ihre Augen, schön wie glänzender Kohlenstoff, der aus der Tiefe der Erde gefördert wird, wo er in Millionen an Jahren zum Anthrazit reifte.
„Darüber würde ich mich freuen, schöne KORI-MA SAMA.“
Und KORI-MA beginnt gleich hier, unter dem die Knospen sprengenden Kirschbaum ihre Kunst des Singens und Tanzens, der Fächer birgt Geheimnisvolles.
So, wie die Gärtner unerreicht sind, so anmutig ist KORI-MA, das aufbrechende blaßrosa der Blüten vollendet die Schönheit als Hauch um die Schwester, die Welt will an ihr zerbrechen, die Illusion der Illusion.
O Japan, was hast du gelitten, wie lange ist es her, daß du noch WA warst, von dem die Lieder der Blüten erzählen und der Tanz berichtet, wie das Echo aus einer nie dagewesenen versunkenen Insel, sich am Strand des Meeres aufs Neue als rollende Welle bricht, auf das niemand hören will, doch die Welle ist unermüdlich, sie ruft, sie schreit, wallend, das weiche Element, die Ruhe mag täuschen, das Wiegen verleiten, der Wiederschein der Sonne blenden, das sanfte Rauschen sich in dem Schneckenmuschelhaus aus Perlmutt einfinden.
Die Muschel WA hat die Perle, die Träne der Meere. Japan vergißt, weil es nicht mehr WA sein will und diese reine Perle, die Lotusrose, der flatternd taumelnde Schmetterling mit Anmut, weiß geschminkt wie Schnee, leuchtend rote Lippen wie Blut, Ebenholz schwarzes Haar, in kostbare Seide gehüllt, wie ein Hauch des letzen Zuges. Sie ist die Preisende der AMATERASU, die wichtigste Frau, die dem Volk der alten WA erhalten blieb. Letzte Rose, die wildtreibenden Ranken wollen dich ersticken, die Triebe wird mein Wort schneiden.
O Japan, hörst du nicht das GAGAKU ?
Aus dem Bambus sprießt die Flöte, die Trommel ruft, mein Mund bedient die Orgel, den heilen Gong schlage ich und BIWA singt mit kurzem Hals die Leier.
O Japan, ist BUGAKU nur noch Anstrich? Wollt ihr meine Schwester mit der SHAMISEN sterben lassen, so komme ich über euch, so wechselt meine Schwester Kirschblüte ihr Angesicht vor euch und kommt als rächende Schwester mit KIMIGAGO. Wollt ihr wirklich KABUKI und BUNRAKU an Blutarmut ersticken lassen? Ich bin der Heiden-Götterlose-Funke, der sich als flächendeckender Krankheitsbrand über euch wirft. Hat es in Japan je einmal einen Samurai gegeben? Oder hat der herrenlose RONIN das Schwert des MURASAMA immer in einem Ständer aufbewahrt?
Wehe, wehe, Götterwind wehe den Funken, heize die Erde, rufe, rufe die liebliche Prinzessin Kirschblüte. Ich entfache einen Wind und mit dessen Auge das Feuer der Lohe, woran Japan an unheilbarer Krankheit hinab in die Unterwelt gezogen wird. Mit Juwelen schmück ich meine Schwester KORI-MA, die als IZANAMI den Herd der Unterwelt feuert, an dem schwarzen Kopfputz und dem zahnigen Kamm hab ich, ihr Bruder, der Donnerer und Krieger, sie erkannt.
FUJI ist NU, der Augenblick, der die Tore der Unterwelt aufreißt, AI-NU der Mensch, EMISHI ist vorangegangen, damit Japan erkenne, wie kurz ein Blick meiner Augen ist, der kalte Blick aus dem Feuer der gnadenlosen Liebe ist der Anfang des Wissens der 7 Gefühle am Gepfähle.

ONUSHI ITTA DOKA KARA KITANODA, KA?
DOKO NO KUNI NO MONODA , KA?
WAKARIMASU, KAMI MICHI, KA?

Jetzt mußte ich auch noch an das geteilte Land denken, an das lebendig vermoddernde, abgestorbene, untergegangene Volk, wo der letzte Sklave von seiner Freiheit trunken faselt. Wie ich dieses Volk verachte, ist Japan ihnen schon gefolgt?
Wird meine Schwester KORI-MA keinen waschen können?
Tränen strömen mir vor Schmerz und Leid aus den Augen.
KARMA ist der Anfang des Wissens, unumgänglich.
Ich nehme KORI-MA bei der Hand.
„Lassen Sie uns zu der Weide gehen, bitte. Jetzt hat KORI-MA SAMA TETSU-KO schwach gemacht. Weil diese Schwäche meine Stärke ist, danke ich Ihnen, ach, wie lieblich morgenschön meine Schwester ist.“
„Nie hat ein Japaner geweint, wenn er mich hat tanzen sehen und singen hören.
TETSU-KO SAMA, Sie machen mich glücklich und mir ist, als sei die alte Überlieferung unserer Kunst nur noch für TETSU-KO SAMA vorhanden. Ja, vielleicht ist sie nur für ihn erdacht.“
„KORI-MA SAMA, ich danke ihnen, Sie sind die Tochter AMATERASU, Sie sind KONOHANA SAKUYA HIME, die Prinzessin von WA.“
Bis die Abenddämmerung hereinbricht, bleiben wir unter der Weide sitzen, aus dem Bach trinken wir das leicht salzhaltige Wasser und erzählen einander aus unserer Gegenwart, die Stunden verfliegen wie der Qualm meiner Pfeife. Als wir mit der Dunkelheit in das Haus eintreten, erfahren wir, daß man uns den ganzen Nachmittag schon gesucht hat, nur im Garten nicht.
„Übe Geduld, das ist Stärke,“ gebe ich zur Antwort. „Sehen Sie uns an, wir haben mit Geduld auf das Essen gewartet. Und für diesen Abend wünsche ich, daß KORI-MA SAMA mit uns zusammenbleibt, wenn Sie es nicht vorzieht, woanders hinzugehen.“
FUJIWARA lächelt mich an.
„Sie bereiten mir eine große Freude damit, denn daran erkenne ich, daß Sie KORI-MA SAMA liebgewonnen haben und ich keinen Fehler gemacht habe, als ich Sie KORI-MA SAMA`s Händen anvertraut habe.“
„Das haben Sie wirklich nicht, ganz im Gegenteil, sie haben mir eine große Freude bereitet und KORI-MA SAMA hat diese Freude noch erhöht.“
Nun speisen wir alle gemeinsam, Herr und Frau FUJIWARA, TAKASHIMA, DANAKA, OKURA und KORI-MA sitzen mit mir um den Tisch. KORI-MA wird von Frau FUJIWARA aufgefordert, zu erzählen, was sie mit mir unternommen hat. Sie schaut mich fragend an, und ich nicke ihr zu.
KORI-MA schildert alles fast wortgetreu, nichts hat sie vergessen von den vielen Worten, die wir gesprochen haben. Ihre Art zu erzählen, gleicht der Weise ihres Tanzes und Singens, es ist, als ob sie den Zuhörer in eine andere Welt entführt, wo es gerade noch Worte vermögen, etwas zu beschreiben und gleichzeitig die Seelen zu den Orten der Empfindung zu leiten, die sie selbst hatte.
Das Essen wurde für uns alle zur Nebensache. Als der Hahn krähte, zur Dämmerung des Morgens, war sie schließlich am Ende ihrer Beschreibung und so gingen wir alle zu Bett, wie am Morgen zuvor, nur daß ich KORI-MA im Arm hielt und ihr Haupt an meiner Schulter einschlief.
Am nächsten Morgen erzählte mir KORI-MA ihren Traum.

„TETSU-KO SAMA, ich träumte, daß Sie mir in einer großen Pagode entgegenkamen, welche nur von einem großen Mittelpfeiler getragen wurde, über der das mächtige Dach des Nachthimmels sich langsam drehte. Aus diesem Dach nahmt Ihr die YASAKA, die Krummjuwelen, und ich wußte, daß der Name von der gekrümmten Bahn stammt, auf der sie sich im Bogen bewegen, dann legtet Ihr mir die Juwelen an. Danach gabt Ihr mir das KUSANAGINO-TSURUGI, das Menschengrasmäheschwert, das ein gebogener versteinerter Blütenzweig ist, in die rechte Hand, auf daß ich damit das Menschengras meines Landes mähe. Als ich es beendet hatte, nahm ich es als knospenden Zweig in die Linke und bekam von Ihnen den Sonnenspiegel in die rechte Hand gelegt und sie sagten :
Ach wie schön, welch liebliche Jungfrau; und ich antwortete :
Oh schöner lieblicher Jüngling ;
dabei schritten wir um den Pfeiler, wobei wir uns bei jeder Gabe entgegenkamen und jedes Mal, wenn wir uns gegenüber standen, sprachen wir in gleicher Reihenfolge und gleichen Worten, dann gingen wir eine Hälfte um den Pfeiler zurück, wo wir uns wieder trafen. Ich habe vor Leid und Freude nicht weinen können.
TETSU-KO SAMA, Sie hatten helles Haar und ebenso der Bart, wie NIKKO der Sonnenglanz.“
„Ach wie schön, meine liebliche Schwester, Prinzessin Baumblüte. Hören Sie, ob Sie dieses deutsche Lied kennen?


Sah ich hier ein Bäumlein stehen Blütenzweige wunderschön
Blütenknospen tun sich auf Mädchen, Mädchen zarter Hauch
Mädchen von der Inseln
Ist so jung und morgenschön Flog ich hin mir´s anzusehn
Blütenzweig ist wunderschön Blütenblatt ist weiß wie Schnee
Mädchen von der Inseln
Ist so still und sonnenschön Blütenkind in Samt und Seide
Ist so heiß wie Sommerföhn Schwör ich dir die Eide
Mädchen, Mädchen zarter Hauch Mädchen von der Inseln
Schau mich an ich nehme dich Mädchen sprach ich gebe mich
Daß du immer denkst an mich Und mich wirklich leidest
Schwester, Schwester morgenschön Schwester von der Inseln
Ist so jung und sonnenschön daß ichs nicht verwinde
Und der wilde Heide nahm die Perle von der Inseln
Mädchen gab sich und es sprach Half uns doch kein Weh und Ach
Wurd es uns zur Freude
Schwester, Schwester, Schwester schön,
Schwester von der Insel
Muschelkinde zart wie Hauch
Letzte Blüte letzter Hauch
Muschelkind hier steht dein Haus
Aus der Erdentiefe kommt es raus
Perle, Perle aus dem Feuerschlunde
Aus dem tiefen Erdengrunde
Blüte, Blüte zart und fein Hat gefunden in ihr Heim
Wirst Prinzessin bei mir sein
Prinzessin von der Insel WA Der Götterlosefunk ist da
KONOHANA“

„TETSU-KO SAMA, Sie sind ja ein richtiger Sänger,“
Ich mußte lachen: „In Deutschland kann ich mich damit nicht an die Öffentlichkeit trauen.“
„Ich habe das Lied schon im Radio gehört, es gefällt mir, aber ich bringe die Worte nicht über meine Lippen, meine Zunge will zerbrechen, aber ich kann es summen.“
Sie fing gleich zu Summen an und ich fiel ein. Nachdem wir das Liedchen nun noch einmal zusammen gesummt und gesungen hatten, klatschte sie vor Freude in die Hände. Vor unserer Tür wurde ebenfalls kräftig applaudiert, das Klatschen wollte nicht aufhören. Später fragte ich, ob es jemandem aufgefallen sei, daß ich den Text verändert habe. Herr OKURA vermißte das Röslein, er sagte gleich den ganzen Text der Heiderose in deutsch auf, welches allerdings nicht sehr deutsch klang, aber wer die Verse kennt, hört gleich, was gemeint ist. Dann übersetzte er es ins Japanische und fragte mich, was ich verändert hatte. Ich schrieb die deutschen Klänge so gut es ging mit japanischen Schriftzeichen und darunter die japanische Übersetzung, dabei half mir die jüngere Schwester, SHIMAI IMOTO, dann reichte ich es meinem Gastgeber hinüber und bat ihn, für jeden im Haus eine Kopie machen zu lassen, damit es jeder bis zum Abend einige Mal lesen könne. An die Schwester Morgenglanz richtete ich die Frage, ob ihre Freundinnen aus dem Teehaus auch die SHAMISEN spielen und auch Blätter mit den Liedern an die Gäste verteilen und mit diesen hier herkommen können.
„Fujiwara-SAN, sind Sie damit einverstanden, daß ich auf Ihre Kosten zum Tee lade und wir zusammen im Garten ein kleines deutsch-japanisches Konzert veranstalten?“
Er kam gar nicht zum Antworten. Die Frau des Hauses hatte schon alles in die Hand genommen, bevor der Herr den Zettel seinem Sekretär gegeben hatte. Mit einem Mal ist alles in Bewegung. Im Garten werden die meisten Vorbereitungen getroffen, von irgendwo wurden Mengen an Rosen herbeigeschafft, Papierlampen, bunte Bänder und und und.
Nach einer Zeit höre ich schon den ersten Chor singen und fand die Herren im Garten, OKURA wiegte die drei anderen und einige Hausangestellte in deutsche Sprache. Ich singe gleich mit und wie ein Funke aus dem Fuji-SAN erfaßte das Feuer bald das ganze Haus.
Die Stimmung war alles andere als japanisch, sie war deutscher als deutsch. Mit Freuden sich hingebend, das gab den Vorbereitungen einen beschwingten Lauf.
Währenddessen baute der Teemeister mit mir den Teeschrank auf, und ich begann gleich mit der Zeremonie und reichte dem Teemeister, der die ganze Zeit neben mir war und mir zuschaute, die erste Schale.
„Danke, TETSU-KO SAMA. - Oh-Oh, er schmeckt vorzüglich.“
„Das liegt daran, daß ich zwischendurch immer wieder an der Pfeife ziehe.“
„Wirklich ?“
„HAI, Ja, Sie haben es doch selbst gesehen“, lachte ich.
Ich pfiff drei Mal auf den Fingern und schenkte Tee ein, wodurch nach und nach alle Hausanwesenden zusammenkamen. Sie stellten sich vor mir auf, OKURA stand seitlich zwischen uns und machte den singenden Dirigenten. Die Probe war mehr als gelungen. Nach und nach kamen immer mehr Leute, die alle vom Segen des Hauses, von Frau FUJIWARA, auf die Schnelle eingeladen waren. Alle waren gleich wie angesteckt von dem entzündeten Feuer. Die 2 Söhne und die Tochter waren aus SAPPORO herüber gekommen, Leute aus allen Altersschichten, vom Wickelkind bis zur Urgroßmutter, kamen herbei. Ein halbes Orchester stand bereit und als zu den schon mehr als 100 Gästen noch einmal 45 aus dem Teehaus und 9 GEISHA kamen, war auch die Sehnsucht wieder an meiner Seite gefunden. Der Garten duftete wunderschön nach den vielen Rosen, die in Vasen standen oder einem roten Blütenblatt-Teppich entströmten, die Kirschblüten waren zu einem leuchtenden, rosa Meer aufgebrochen. In der Mitte der Stunde des Bären, um 10 Uhr abends, ging der Mond am Horizont auf und wir besangen Prinzessin Baumblüte auf Deutsch. Der Bär war in seiner Stunde, mit ihm wiegte die lustige Gesellschaft, die Schwester des Heiden auf Klängen zu den Wolken und Sternen, der Himmel senkte die Juwelen zu ihren Füßen, ein glimmernder Glanz umhüllte die zarte Blüte. Perlen glitzerten aus ihren Augen und suchten die Spiegel in meinen Kristallen, da stoben die Blitze auf sie nieder. Unsere Seelen brachten die Körper zum Beben, weit weg von allen Menschen und doch so nahe.
Dann sangen die 9 GEISHA von den Kirschblüten und bewegten sich in Harmonie und Anmut im Tanz.
Ein Kirschblütenbaum mit einem Zweig, auf dem sich 9 Knospen öffnen, um dem Baum neue Kräfte des Zaubers der 5 Halbtöne zu schenken. Jetzt wurde allen der beste Kirschblütenwein gereicht, O Köstlichkeit, wie lieblich du bist, dann begannen die GEISHA erneut mit Lied und Tanz, ließen durch ihre Seelen ihren Körper sprechen, um die Sinne zu lenken, auf geheimen Wegen zu schreiten, die doch der Sehnsucht, die sich selbst nicht kennt, so bekannt sind. Und es geschah, daß aus vielen Augen sich Perlen preßten, der Tau benetzt, von Blatt zu Blatt fallend, mild labt die Feuchte das Werk bis zur Wurzel hinab.
O Freude, O Trauer, du bist des Tones Weite, O Freude, O Trauer, O Freude, bist des Tones Dauer.
O Weite, O Dauer, bist des Tones Wille, auf Zeit und Zahl wie Puls vier Mal und einmal Atem aus zwei Herzen.
Dreigeteilter Ton aus Oberton, zweimal und einmal Ton, der halbe Nichtton, Ton für Ton.
Noch einmal wird die Rose des Heiden als Blüte der Insel besungen, hernach wird zum Essen geladen und der köstliche Wein fließt aus unerschöpflicher Quelle, die Kehlen zu ölen, bis der Hahn krähte vom Tor, welches den neuen Tag erwartet.
Ich wachte vom Summen meiner Schwester auf, die mir um den Bart strich. Als ich die Augen aufschlug, fragte sie:
„O-GENKI DESU, KA? Wie geht es Ihnen, haben Sie gut geschlafen?“
„Gut geht es mir, ich habe tief geschlummert und meine liebe schöne Jungfrau hat kein Auge zuhalten können. NEH, Nicht wahr ?“
„HAI, Ja, die jüngere Schwester kann nicht schlafen vor Freude und Trauer.“
„KONOHANA-SAKUYA-HIME, das ist Ein und Dasselbe, die Freude ist Trauer und die Trauer Freude. Eins kann ohne das andere nicht sein.“
„Immer weiß TETSU-KO SAMA, mein lieber schöner Jüngling, die Antwort zu geben, welche keine Frage offen läßt und alles beschreibt, was nicht zu sagen ist.
Er erklärt das, was nicht zu erklären scheint.“
Dann schaute sie mich an, nickte kurz.
„Erkläre mir mehr. Deine Stimme wird mich tragen, ich dürste und schmachte nach deinen Worten, die mich berauschen, erzähle, Bruder, lieblicher Freund.“
„Drei sind der Kleinode, welche einen Speer oder den mächtigen Pfeiler bilden, woran zwei Pole sich befinden, wie Trauer und Freude, wie Mann und Frau, wie IZANAGI und IZANAMI, die zusammen nur sein können. Das ist WA, die Harmonie, gleich dem Balken einer Waage, liegt dazwischen die Ruhe als drittes Kleinod. Die Gegensätze erkennen, beschreiben beide Worte doppelt, die Münze hat zwei Seiten, spreche ich von der einen, weiß ein anderer, der die Münze kennt, auch die andere Seite, die Münze, das Metall, ist geprägt von beiden Seiten und erhält so ihren Wert als drittes Kleinod. Vergißt man nur eines der Kleinode, so hat man alle verloren und der Mensch löscht sich mit seinem Tod aus. Was sich an dem einen Ende des Balkens der Waage ändert, wirkt auf das andere Ende, doch die Mitte bleibt in Ruhe. Die Bewegung ist Leben, die Ruhe ist Lebenskraft, sie ist die Mitte, die alle Dinge erfaßt und immer den Platz innehält. Das Gleichgewicht des Balkens stellt sich immer ein, egal wie hoch oder wie niedrig die Waagschalen zueinander stehen, die Harmonie ist immer da.
Beherrscht die Gier das Leben des Menschen, so zerstört sie die Mitte, welche Körper und Seele halten. Nur die Treue zur eigenen Natur vermag die Wurzel reinzuhalten. Jeder Mensch kennt sein Maß, seine Fehler, kann sich für sich oder gegen sich entscheiden, Unwissenheit ist kein Schutz. Wo nicht regiert wird, findet sich von selbst die Mitte, man kann die Mitte nicht planen, sie ist die eigene Natur, um die das eigene Leben schwingt.
Kennt KONOHANA den Dichter Basho?
Nebel und Rauch verschleiern das Feuer, der Zauber der Lohe.
Dem Untergang hat sich nur ein Feuerschmetterling entzogen.

Oder Seami-Motokiyo Kakyo?
Die Pause ist Unterhaltung, sie stärkt das Herz und öffnet die Kräfte.

Oder Yoshida-Kendo Tsurezuregusa?
Mensch ist, wer sich selbst helfen kann.

Oder INAKA:
Freies Leben kennt keine Sorgen.

Oder die Kamakura Zeit, die wie aus der Erinnerung verweht ist.
Prinz GENJI spricht dir aus dem Herzen.
Wieviel einsamer wirst Du Dich nach unseren gemeinsamen Tagen fühlen! Doch die Farbe der Erinnerung wird Dir nicht verbleichen, die Tränen der Wolken sind an langen Tagen und in langen Nächten immer jung, wie der Tau immer jung das Licht in freudige Farben bricht, um für einen Augenblick den Trank der Erinnerung zu reichen und das Herz einen Halt im Herzen findet, zu dem der Glanz des Tautropfens Eingang hat, als Träne der Meere, ohne Makel, rund und durchscheinend weiß ist die Perle des Lotus, das Muschelkind KONOHANA-SAKUYA-HIME.“

„Du bist ein Dichter, wie ich noch keinen kennen lernte, lieber Bruder, Schöner.“
„Das Versmaß ist die Umkehrung des Selbstmitleides der japanischen Meister.
Sonst nichts. Sie sind das Gegenstück, welches fehlt. Trauer ist Freude und die Trauer ist leichter in der Freude zu finden, als umgekehrt. So stelle ich den Pfeiler in der YUME-DONO, zur rechten Mitte, dadurch errichte ich KONOHANA-SAKUYA-HIME, ihren Schrein, der die Halle der Träume genannt wird.“
„Deine Worte sind anders, als die aller mir bekannten Menschen, so klar und rein, wie ein Juwel, wie es an Größe keinen Stein geben kann, in Deiner Gegenwart verändern sich die Menschen, als ob die Welt aus der Freude geboren wurde.“
„Sie wird aus der Freude des Schmerzes nun erst geboren. Beide gehören zusammen und bilden den eisamen Weg.“
„Sind viele Deutsche wie TETSU-KO SAMA, KA?“
„Nein, nur ich bin TETSU-KO SAMA, NEH und nur KORI-MA SAMA ist wie KONOHANA-SAKUYA-HIME, die reine Blüte, NEH.“
Sie nickt mir sanft zu, und ich fahre fort.
„Mein Reich ist eine unendliche Schlucht, die ich mit Sehnsucht angefüllt habe, nun laß ich die Sehnsucht überquellen, zu allen Völkern spreche ich und schätze mich glücklich, daß meine Sehnsucht endlich KONOHANA, gefunden hat, die Schwalbe mit der Schärpe, die Künstlerin in Harmonie und Anmut, sie allein kann die fünf Sinne ihres Volkes lenken, fünf Töne in einer Oktave, ich bringe Dir die sieben Gefühle, wir spielen die Akkorde in Dur und Moll. Fünf und Sieben ist Zwölf, ist das Raunen des TODES, der das wahre LEBEN gibt. Die Oktave ist die Hälfte einer Saite, Du spielst Pentatonic der Urtöne, ich spiele Diatonic. Fünf Halbe gegenüber sieben doppelt durchschneidend schwingend trennend öffnenden Tönen. Es gibt nichts zu verlieren, sondern alles zu gewinnen. Jeder Ton ist ein Dreiklang in wahrnehmbarem Oberton, hörbarem Ton und Nichtton- als -Unterton, das sind die Kleinode, welches eines ohne das andere nicht sein kann. Sind die Kleinode durch den Ton einmal angeschlagen, so pflanzen sie sich unendlich nach oben und unten fort. DUR oder DURA MATER, die dauerhafte harte Hirnhaut wird vom Moll der ersten Stufe zum Akkord getragen und stimmen zusammen zu zwölf Tönen im TERZ, mein Herz ist Merkur, der Verstand, Venus das Leben, Mars die Stärke, Steinring das Echo, Jupiter der Wunsch, Saturn der Zeiteingegrenzer, Uranus der Schreck, Neptun die Nebelwand, Pluto das Ziel, Sonne die Macht und Mond die Schwankung.
Das sind 11 Schwingungen, zwei sind nicht wahrnehmbar, der halbierende Vulkanus und der verdoppelnde Transpluto sind eine Einheit. So ist das Zwölfer-System der Klänge, welches sich endlos in den Schwingungen fortsetzt, und es ist der Gesang, den Du bei mir gehört und gesehen hast. Das System möchte ich Dir aufzeichnen, denn es ist an 10 Fingern abzuzählen. 121 Felder hat das Raster, das sind die möglichen Schwingungen oder Elemente durch die Planeten, ohne Mond, mit Merkur 0, Venus 1, Sonne 2, Mars 3, Steinring 4, Jupiter 5, Saturn 6, Uranus 7, Neptun 8, Pluto 9. Alle Zahlen kommen 12 Mal vor, das sind wir beide, wir bilden eine Durchfuhrt, 11 Mal waagerecht als Transpluto und 11 Mal senkrecht als Urfeuer Vulkanus transzendent.
Äther 13 Mal ist Null, Merkur, der Folgerichtige, der durch sein Spiel die Spiegel der Seelen klingen läßt und den großen Weltkristall dreht, schau was ich Dir hier aufzeichne, die Klärung der Welt.

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In Weißröschens Wunderwald steht ein Rätsel wundenkalt
In einem wundersam Gefäß ist das Feld der Zahl gesät
Hier wachsen aus dem Nichts die Zahlen
und die Seele steht zu Wahlen
Wo die Rundung diese Tafel deckt die Quadratur im Kreise steckt
ZEN Finger sind geladen bei Rotröschen sich zu laben
Zwölf mal gibt es ein Gedeck elf Finger lang und elfe dick
Dreizehn ist der Logik Knick
Urtier heißt das Ungeheuer denn es wächst im Erdenfeuer
Das Buch der sieben Siegel ist der große Weltenspiegel
Tief im Innern dieser Erde wächst ein Drachen in dem Berge
Bricht die Schale nun entzwei die auch schwarze Sonne heißt
dieses Untier lass‘ ich frei
Elf der Äpfel soll es halten dieses Urtier ist der Sitz des Alten
Wo er mit wahrer Sehnsuchtsmacht neun Welten aus elf Äpfeln macht


Ich erkläre noch einiges und leite durch die Zahlen der Logik folgend und belegend ab. KONOHANA lächelt mich an.
„Bist der Weise, so, wie Du bist, gibt es keinen zweiten, lieblicher Bruder, die ganze Welt beschreibst Du mit den Zahlen von 0 bis 9. Alle Religionen fügst Du hinein, alle Systeme ziehst Du heraus, den Elementen gibst Du Leben, wer wollte sich mit Dir messen? Wo Du schon alles gemessen hast und den Hochsitz der Schwingungen und Elemente zum Götterlosensitz genommen hast. Wer vermag Dich zu widerlegen? Mit den einfachsten Worten hältst Du die Welt in Deiner Hand und lachst dabei. Bist Du einsam, lieber Bruder, der Du alle Welten kennst?“
„Der Weise, welcher die Welt vollenden wird ist ein anderer.
Einsam ist jeder Mensch. Das ist des Menschen Los. Mein Lachen, meine Tränen, liebe Schwester, zeigen es.
Lasse uns nun zu den anderen hinuntergehen und das Leben genießen.“
Nachdem wir unser Apartment verlassen haben, stellen wir eine fröhliche Stimmung bei den Hausbewohnern fest und alle sprechen noch von dem gestrigen Fest. Der Teemeister sucht mich auf und reicht mir zur Begrüßung eine Schale Tee, der sehr schaumig ist, er strahlt über‘s ganze Gesicht.
„Fujiwara-SAN ist erfreut von dem Tee und sagt, der Tee schmeckt bald so gut, wie der von Ihnen.“
„Haben Sie denn auch dabei geraucht, KA?“
„Nein, das nicht, ich habe Pausen eingelegt, ohne zu rauchen.“
„Ich finde Ihren Tee besser als den von mir aufgegossenen, dieses ist mein Ernst und nicht der Höflichkeit halber gesagt.“
Der Teemeister freut sich außerordentlich, streitet es aber ab.
Nach dem „Frühstück“ stellen sich die drei Gäste und der Gastgeber von einer typisch japanischen Seite vor. Diese Seite ist das Erzählen von Kurzgeschichten oder Versen, die alle auf eine Art anfangen, die das Denken in eine Richtung lenken, um in einer entgegengesetzten Art zu schließen, die das Denken als etwas Voreiliges herausstellt. So wird vermeintliches Glück zum Unglück und Unglück zum Glück. Die Geschichten sind sehr unterhaltsam und lehrreich und die vier finden kein Ende. Ich möchte die vier gerne mit Leuten im Mutterland vergleichen, die ohne Unterlaß Witze erzählen können, aber die japanischen Metaphern sind tiefgründig und letztendlich lacht man nicht über den Inhalt der Geschichten, sondern über sein eigenes Denken, das sich selbst als Unsinn entlarvt. Die Vielfalt in den Geschichten und verwendeten Bildern sind zum großen Teil in den Klöstern entstanden und einzig dazu erdacht, den Mönch von seinem Denken und den festgefahrenen Strukturen des Verstandes zu lösen. Dazu wird vom Teemeister ein vorzüglicher Aufguß geliefert und kleine Kuchen gereicht. KONOHANA sitzt neben mir und wir halten uns jeweils mit einer Hand; sobald sich die Denkrichtung einer Geschichte ändert, drückt sie leicht meine Hand und ab und an schenkt sie mir einen Blick, den ihr Mund mit einem leisen Lächeln begleitet. Nach dem nächsten Essen werde ich wieder zu den Männern geladen, und wir sprechen hauptsächlich über das, was meine liebliche Schwester vor zwei Tagen von meinem Gespräch mit ihr berichtet hat und was sie bei meinem Schlaf wahrgenommen hat. Vor allem DANAKA, dem Mönch fällt es schwer zu verstehen, daß die GEISHA solche Wahrnehmungen hat und er als langjähriger und würdenhoher Mönch nicht.
„Denken Sie an Ihre eigenen Kurzgeschichten, das eifrige Studieren ist nicht immer der MICHI KAMI, der rechte Weg. Eine GEISHA steht ganz anders im Leben, da sie nicht vor dem 18. Geburtstag in ein Teehaus eintreten darf und die Ausbildung 10 Jahre dauert, in denen sie in Abhängigkeit der OKASAN oder von einem Gönner ist, hat sie praktisch mit Anfang 30 erst eine gewisse Unabhängigkeit. Das Geld, welches von einem Gast bezahlt wird, geht jedoch zum größten Teil an die OKASAN oder einen Vermittler, dazu muß die GEISHA aus eigener Kasse ihre teuere Ausstattung bezahlen. Dadurch sind die meisten GEISHA hoch verschuldet und letztlich ist das Gewerbe nicht versichert, weil es nicht amtlich anerkannt ist. Die GEISHA sterben aus, da ihre Gönner Wert darauf legen, daß die GEISHA abhängig bleiben. Damit steht die GEISHA immer vor dem Abgrund, der in allen Formen auf sie zukommen kann. Dieses Leben ist eine harte Schule, die oft darin gipfelt, daß die GEISHA ihren Körper noch verkaufen muß, um den nötigen Standard bezahlen zu können. Die GEISHA ist ganz auf sich gestellt, der Erfahrungswert einer einfachen GEISHA ist allein dadurch höher als bei den meisten Mönchen. Die GEISHA ist von Alters her die wirkliche Säule des japanischen Volkes, diese Säule ist durch die Umstände des modernen Japans eingebrochen. Die letzte, wirkliche GEISHA ist KORI-MA SAMA, sie ist das Lächeln der japanischen Sonne, die wirklich lebende KONOHANA-SAKUYA-HIME, mit den 3 Gesichtern, wo ein Auge lacht, das zweite weint und das dritte vor Schmerz geschlossen ist. Sie ist die 3 Töchter des Berges Fuji-SAN, was man als Tochter der drei Feuer richtig bezeichnet hat. Die GEISHA ist die Verkörperung der Harmonie, die drei Gesichter hat. Weil KORI-MA-SAMA die unvergleichlichste GEISHA ist, was der Harmonie und Einfachheit ihres Volkes entspricht, ist sie KONOHANA-SAKUYA-HIME, die rechtmäßige Braut des Sohnes von AMATERASU.“
So hatten es die vier noch nicht gesehen, zumal sie davon ausgingen, daß die Prinzessin Baumblüte schon lange lange tot und begraben sei. Als ich ihnen erklärte, daß KONOHANA-SAKUYA-HIME die fleischliche Verkörperung AMATERASU ist, von dem der Mythos des Kommenden und nicht des Vergangenen erzählt und sie unter den „EWIGEN“ wohnt, konnten sie es nicht fassen. Die Herren wurden unruhig und mußten überlegen, kamen aber zu keinem Schluß.
Obwohl sie es als Möglichkeit anerkannten, waren ihre Denkstrukturen in allem, was ihre Götter vorstellen und der Vorstellung einer Welt ohne Götter, dem SATORI, wie zugenagelt, zumal sie den Herren der Schöpfung durch ihre Erziehung als etwas von Natur aus göttlicheres ansehen, die Frau aber mehr als ein nur irdisches Wesen. Die Stimmung ist nun etwas gedämpfter, dazu paßt der Qualm meiner Kräuter, und ich erzähle ihnen von Mato Poka und Wing Kan, den alten Indianer-Bärentöter und seiner über 100 Jahre alten, blinden Mutter, Alte Frau, die die letzten ihres Stammes und ihrer Sprache dem MANDAN sind, dann zeige ich ihnen die Schlachtaxt des Weisen, die sofort allen Glanz um sich zieht.
Meine Erlebnisse faszinieren die Zuhörer und schließlich fragt Fujiwara:
„Wovon leben Sie eigentlich? Sie üben ja keinen Beruf aus und wie ich von meiner Frau gehört habe, so hat sie von KORI-MA SAMA erfahren, daß Sie am ersten Tag unserer Begegnung unter einer Brücke schlafen mußten.“
„Das ist eine gute Frage, ich lebe von gelegentlichen niederen Arbeiten und möglichst aus der Natur, aus der ich nehme, was ich finde und brauchen kann. So habe ich zum Sterben zuviel und zum Leben zuwenig. Da ich billiger in anderen Ländern als im Mutterland leben kann, treibt mich die Not in die Ferne, wobei ich gerne zugebe, daß es mir Spaß macht, durch die Welt zu reisen und ich diese Freiheit sehr vermissen würde. Im Mutterland bemühe ich mich seit Jahren um Arbeit, aber nirgends kann man mich brauchen. Ich habe angefangen meine Reiseerlebnisse aufzuschreiben, aber ich kann schon absehen, daß daraus keine Bücher werden, da wahrscheinlich die Lektoren meine Worte nicht verstehen noch überprüfen können und daher Angst haben, die Themen, die ich anspreche, zu drucken, denn im Mutterland wird der Verlag und nicht der Schreiber für den Inhalt der Veröffentlichungen verantwortlich gemacht. Das Geld habe ich nicht, um die Druckkosten aufbringen zu können, zudem fehlt mir der Vertrieb in die Buchläden, den normal der Verlag übernimmt und zur Zeit fehlt mir noch eine Schreibmaschine, so muß ich immer zu anderen, um mir dort die Manuskripte abzuschreiben. Das macht die ganze Sache sehr langwierig. Dazu fragt es sich, ob überhaupt jemand die Erlebnisse lesen will, da ich in den Schriften in die Tiefe der Dinge und deren Ursachen eintauche, für die sicher nur Wenige interessieren. Wahrscheinlich werde ich die Schriften so wie mein erstes Buch verschenken.“
„Dann stehen Sie ebenso vor dem Abgrund wie KORI-MA SAMA, KA?“ fragte OKURA und führt fort: „Es ist eigentlich unbegreiflich, daß Sie mit Ihrem Wissen so dastehen.“
„Schauen Sie KORI-MA SAMA an, sie hat sicher mehr Wissen, als 100 andere zusammen, nur ihr Wissen ist ebenso wie mein Wissen nicht gefragt und über ein Leben voller Schulden kommen wir nicht hinaus. Vor dem Gesetz der Staaten heißt es: Alle Menschen seien gleich. Dabei wird vergessen, daß die Einen reich und die Anderen arm geboren sind. Ein Reicher kauft sich, was er braucht und der Arme kann es nicht bezahlen, die einfachsten Bedürfnisse zu befriedigen. Sie werden selbst erkennen, daß dadurch die Möglichkeit der gleichen Rechte nur auf dem Papier steht, welches die Wahrheit Lügen straft. KORI-MA SAMA kann machen, was sie will, sie wird nie eine Stellung erreichen, die mit Ihrer vergleichbar ist. Im Mutterland bin ich praktisch berflüssig, ja noch schlimmer, ich bin in meiner Heimat ein lästiger Mensch, der keine Rechte besitzt und überall aufgegriffen und eingesperrt werden kann. Dazu sind mir die Institutionen in jeder freien Bewegung im Weg, der Verfassungsschutz verfolgt mich, weil ich ein Buch als Verleger herausgegeben habe, von dem ich keinerlei Gewinn erziehlt habe, weil ich es verschenkt habe. Ich kann stundenlang erzählen, aber dafür bin ich nicht nach Japan gekommen, meine Herren, lassen Sie uns über Schöneres reden.“
Aber dieser Wunsch wurde mir nicht gewährt, denn die folgende Frage muß einfach auf den Grund des Übels führen.
„Was uns alle interessiert, woher haben Sie Ihr umfangreiches Wissen?“
„Es ist wieder die Not, in der ich lebe. Sie zwingt mich, die schlimmsten Seiten des Lebens zu spüren. Zum anderen meine Neugier auf Religionen, Kulturen, Völker und Sprachen, da immer so etwas wie ein Vorhang, der anfangs oft schwer zu öffnen ist, davor zu hängen scheint. Oft kennen selbst die Gelehrten der einzelnen Fachrichtungen nicht ihr Fach, geschweige denn, daß sie einen Überblick zu anderen Richtungen haben. Die Schwierigkeiten in Deutschland, an gute Literatur heranzukommen, sind außerordentlich. Durch das viele Suchen bekomme ich oft unvermutet Bücher in die Hand, wo zufällig einige wichtige Informationen stehen, nach denen ich nicht einmal gesucht habe. Zusammenfassend kann ich sagen, daß mein Wissen einerseits aus der Not heraus und zum Zweiten aus Zufällen, also aus meiner eigenen Vergangenheit, stammt, die die seelischen Gefühle einschließen und aus der Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch erkennen läßt. Normalerweise komme ich nicht mit Leuten Ihres Standes zusammen, da uns Welten trennen, die einzig in der Menge des Geldes und der familiären Abstammung bestehen.“
Ich erzähle viel von der Not im Mutterland, die nicht nur mich quält und stoße auf regelrechte Fassungslosigkeit, nicht weil sie diese Not nicht vom Hören-Sagen kennen, sondern weil alle diese Not nie zu spüren bekommen haben, so fahre ich weiter fort in meiner Beschreibung.
„Wenn man sich dreht und wendet, aber nie die nötigen Mittel zusammenbringen kann, um ein würdiges Leben zu führen, wenn ich nicht weiß, woher ich das Geld für Rechnungen, für Essen und Trinken, für laufende Kosten, für Gebühren und und und ..., die im Grunde lächerliche Beträge sind, noch nehmen kann. Von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat laufen die Preise davon, was soll ich machen. Es wird unweigerlich die Zeit kommen müssen, wo der Staat den Armen zum Stehlen zwingt, wenn dieser nicht verhungern will. Dann wird man noch gefragt: Was willst Du denn eigentlich noch? - Diese Verbrecher, die selbst gerade genug haben, um sagen zu können: 100 Währungseinheiten, das ist ja nicht viel und ihre Augen verschließen vor der um sich greifenden Not, die sie schneller einholen kann, als sie es sich überhaupt vorstellen können. Jetzt schweigen sie und dann werden sie nie mehr gehört. Jetzt haben sie von den nicht vielen 100 Währungseinheiten keine Münze über, ein scheinheiliges Lächeln ist alles, was sie von sich geben, sie haben ihr Geld ja ehrlich verdient und sind so verständnisvoll zu mir, mich anzuhören. Wenn diese Not nicht wäre, wenn diese Menschen doch nur einmal sehen und nicht wegschauen wollten. Die Haare möchte ich mir raufen und das Haupt will ich mir mit Asche bestreuen, um wenigstens in einem Irrenhaus unterzukommen. Ein verständnisvolles Lächeln der Mutterländer, welches sie Liebe nennen, sie tun ja keinem etwas. Mit diesem Lächeln, der gnadenlosen Liebe, werde ich die Verständnisvollen erwarten, um das Letzte, was sich Mensch nennt, zu empfangen. Wie sie es hier mit meiner Not machen, werde ich es ihnen geben, sie sollen ihren Gott der Liebe kennenlernen sie bei lebendiger Seele. Für Nichts wollen sie einen Dank hören und werde sagen: Sei doch froh, Du quälst Dich ja noch, was willst Du mehr? Keine Vorstellung haben diese Menschen von der gnadenlosen Liebe, die ihnen am Ende ihres Lebens gewähren wird.“
Sie sind jetzt alle sehr erschrocken, so hatten es die Vier nie gesehen, sondern vielmehr als gottgegebenes Schicksal, als KARMA und ich versicherte ihnen, daß jeder dieses KARMA, was das Unumgängliche bedeutet, kennenlernen wird, weil es allen versprochen wurde.
„Nur eine lebende japanische Frau ist bis jetzt sicher in das Land der Toten gelangt und zurückgekommen. Sie wird von den Japanern IZANAMIE, AMATERASU-OMIKAMI und KONOHA-SAKUYA-HIME genannt und ich bin gekommen, sie zu fragen nach ihrem freien Wunsch.“
Betretenes Schweigen herrscht, bis sich TAKASHIMA der Ratgeber des Tennos sich aufrafft, mich zu fragen, ob es KORI-MA SAMA sei, die ich fragen wolle.
„Ja, KORI-MA SAMA ist es, durch ihr richtiges Leben in der alten japanischen Form. So wie es heute nur unter den schwersten Bedingungen möglich ist, hat sie zu Lebzeiten die Krummjuwelen, das Menschengrasmäheschwert und den Spiegel der Sonnen bekommen, die ihr von niemanden genommen werden können.“
Sie konnten es nicht fassen. Diese kleine, schwache Frau sollte mehr bekommen, als alle Hochgestellten. Das war nicht im Bereich ihrer Vorstellung, ein unter ihnen lebendes geringeres Menschenwesen, das ließ sich nicht mit ihrem Glauben und ihrer Vorstellung in Übereinstimmung bringen.
„KORI-MA SAMA hat sich diesen Platz genommen, durch ihr Leben in der eigenen Natur muß der Platz gegeben werden. So wie es ein Mönch zu erreichen sucht, in einen sogenannten höheren Bewußtseinszustand einzutreten und sich diesen Platz nehmen will. Lange habe ich auf meine jüngere Schwester warten müssen, die eine ach so schöne liebliche Jungfrau ist, nun stelle ich den Mittelpfeiler ins Lot, denn die Not zwingt zum Tun des Nichttun.“
„Wir verstehen ihre Worte, obwohl wir es für unvorstellbar halten.“
„Können wir Ihnen denn in Ihrer Not irgendwie beistehen, irgendwie helfen?“
sagte OKURA und fragte Fujiwara.
„Ja und Nein. Hier haben Sie mir schon geholfen, FUJIWARA-SAN, indem Sie mir KORI-MA SAMA als Gesellschafterin schenkten und mich als Ihren Gast aufgenommen haben. In meiner Heimat können Sie die Verhältnisse wohl nicht ändern und ich werde nie den einmal eingeschlagenen Weg ändern, die Welt schreit nach dem Ende.“
„Ich möchte Ihnen aber versprechen, daß Sie sich jederzeit an mich wenden können, falls Sie irgendeiner Hilfe bedürfen und es mir möglich ist, Ihnen diese zu geben. Sie wissen, daß ich viele finanzielle Mittel zur Verfügung habe, auch reichen meine geschäftlichen Verbindungen bis nach Europa und ins Mutterland, wo ich einflußreiche Geschäftspartner habe, auf die ich zur Not auch Druck ausüben kann, aber die Wirtschaft des Mutterlandes ist ungeheuer mächtig.
Wir sind Ihnen wohlgesonnen, wir haben Sie in unser Herz geschlossen, ist es nicht so?“
FUJIWARA wurde von den anderen bestätigt, jetzt meldete sich OKURA zu Wort, er hatte sich die ganze Zeit alles ruhiger angehört als die anderen. Zwischendurch nickte er einige Male leise in sich hinein. Bei dem, was FUJIWARA erzählt hat, schloß er die Augen, leckte einmal über seine Lippen, rückte vertraulich ein Stück aus den Polstern vor, stützte seine Pranken auf die Scheiben der Knie, sog Luft ein, grinste mich an.
„Meine Verbindungen reichen über die ganze Welt, vor allem nach Amerika. Wenn Sie uns ein Zeichen geben, werde ich es zu bewerkstelligen wissen, daß diese Macht in Ihrem Interesse eingesetzt wird, was auch immer Sie wollen, werde ich in Bewegung oder zum Stillstand bringen.“
Um mir eine Vorstellung zu geben, über welche Mittel er verfügt, zählte er lange die wichtigsten internationalen Konzerne auf, die nach seinen Anweisungen zu handeln haben und in welcher Weise die jeweiligen Staaten in ihrer Wirtschaft schon beeinflußt sind.
„Ich bin zwar nicht der reichste Japaner, aber wir vier haben über einige Freunde praktisch eine weltumfassende Macht in den Händen, wovon ich behaupten kann, daß wir diese Macht an einem Tag in Bewegung setzen können. Geben Sie mir 3 Monate Zeit, dann habe ich alles so weit geregelt, daß praktisch die gesamte japanische Wirtschaftsmacht zu Ihrer Verfügung steht. Wenn mir die hier versammelten Freunde dabei helfen wollen, muß es gelingen. Wir können dann an einem Tag alle Wirtschaften derart beeinflussen, daß alle Währungen unter enormen Druck geraten und dieser wird wahrscheinlich nach den Gesetzen der weltweiten Verschuldung sowieso kommen. Wir haben dann den Vorteil selber zu bestimmen wann dieser Tag sein wird und vertrauen da auf Ihren Wunsch; alles ist machbar.“
Er setzte sich wieder zurück und rollte dabei seine Augen. Die anderen sind gleich wie Feuer und Flamme bei der Sache und sagen dem Freund OKURA ihre Unterstützung zu:
„Was andere nicht erkennen, weil er oft träge wirkt, ist nur seine Art, alles aus dem Abwarten heraus zu machen, welches sich im richtigen Moment in das Gegenteil wandelt, sobald es sich lohnt und doch ist es so, als lasse ihn das alles gleichgültig, weil er sich seines Sieges schon vorher gewiß ist. Seine Stärke ist, abzuwarten, bis die Beute auftaucht und schon schlägt er zu und alles, was er sich fangen will, bekommt er auch. Es ist für ihn wie ein Spiel, das ihn oft noch zu langweilen scheint, er findet keinen richtigen Gegner. Alles nimmt er im Handstreich, als habe er einen sechsten Sinn, die Beute zu wittern und vor allen Anderen schläget er zu, wenn sie sich gerade am sichersten fühlt, deckt er sie auf.“
Sie waren voller Zuversicht und zählten weitere Möglichkeiten auf, ein ansteckendes Fieber hatte sie ergriffen. Bei dem feurigen TAKASHIMA blitzten die Augen auf, eine Raubkatze, ein Panther war in ihm erwacht, noch geschmeidiger als zuvor waren seine Bewegungen, und er schien nach etwas zu dursten, dann brach es förmlich aus ihm heraus, er fauchte mehr, als daß er sprach:
„Die Schmach, die unser tapferes Volk ertragen mußte und muß soll endlich von ihm genommen werden, ganz Japan wird dazu bereit sein.“
Selbst der Mönch DANAKA brach den ganzen Abend schon durch seine Versteinerung, man wollte Mauern stürzen sehen, wenn man die Veränderung seiner Züge sah. Die zuvor starren Augen streiften jetzt wie die Katzenaugen von TAKASHIMA. Alles, was steif wirkte, war hinfort. Nur eine Eiseskälte trat jetzt an Stelle der Starre ein, seine Augen vergrößerten sich, alle Sinne, die vor kurzer Zeit noch wie erstarrt waren, glühten nun wie die Lunte einer Bombe, die selber ruhig daliegt und kalt sagte er :
„Wir werden es machen. - Wir werden es machen, ohne daß es einem Außenstehenden auffallen kann, und wem es auffällt und der sich uns in den Weg stellt, der wird es zu bereuen haben, den werden wir lautlos zu beseitigen wissen, NEH, nicht wahr, FUJIWARA SAN, egal, wer es auch ist.“
Dabei wechselte er mit FUJIWARA die Blicke, so daß man Funken sprühen sehen wollte.
„Wir weden es schaffen, es ist keine Frage, im Grunde sind sowieso alle Staaten wirtschaftlich zerbrochen. Wir werden uns in die Bruchstellen einnisten und alle Mauern von ihren Sockeln stürzen. Die Welt kann sowieso keiner retten. Die letzte richtige Tat kann nur die Beschleunigung des Zusammensturzes sein und wenn wir einem Gott oder einem Dämon, der alles weiß, dazu die Hand reichen, es ist die einzige Möglichkeit und die richtige Tat im richtigen Moment. Ich muß gestehen, daß die Verehrung durch Meditation nur bis zu einem gewissen Punkt reicht und selbst die Kasteiung nicht darüber hinausgeht. Es ist etwas, das fehlt, die richtige Tat, die ohne Eigennutz gemacht werden kann. Ich habe viel darüber nachgedacht und bin nie zu einem Schluß gekommen. Ich habe die Not gesehen und nicht erkannt, nicht erkannt, weil ich an etwas glauben wollte, an einen toten Ritus, dabei beschreibt der Mythos die Zeit heute als den letzten Kampf der Götter oder Kräfte, egal wie man es nennen will. Das ist mir erst jetzt klar geworden und doch ist es, als habe ich mich nur daran erinnert, es ist erschreckend und zugleich erleichternd. Wir werden es machen, wer will sich TETSU-KO SAMA gegenüberstellen, er hat hat mehr Wissen als sie alle zusammen und wenn er in seinem Zorn aufbraust, bekommen die Götter Furcht vor seinem Blick. So etwas habe ich noch nicht gesehen, ein Mensch, der aus allen Wesen zu bestehen scheint, der Ruhe folgt ein Sturm, der die Welt zerreißen will. Wir werden es vereint schaffen, vier Japaner und ein Heide knacken die Welt wie die Schale einer Nuß. Sollen die anderen nur glauben, ich werde dafür sorgen, daß sie Werkzeuge unserer Macht sind, so oder so, ob sie mit Begeisterung oder mit dem abgestumpften Schwachsinn einem Gott nachlaufen. Mir ist vieles klar geworden in der kurzen Zeit mit TETSU-KO SAMA, der seine Freude anderen schenkt und gleichzeitig seinen Zorn über die Welt ergießt. Dabei stehen ihm vor Schmerz die Tränen in den Augen und er lacht wie ein Kind. Wie aus einem Vulkan bläst er die Wolken seiner Kräuter aus dem Mund, daß mir die Augen davon anfangen zu brennen, und er lebt dabei auf, wovon andere sich betäuben. Mal singt er heiter ein Lied und alles schmilzt vor ihm zusammen, dann braust sein Sturm des Zornes los, vor dem sich jeder in wilder Flucht zu retten sucht und es kein Entkommen gibt, dann kommt ein Gedicht über seine Lippen, daß sich niemand seiner Worte entziehen kann.“
Jetzt schaute er mich an.
„Sie treffen mit allem, was Sie sagen und treffen immer die Wesen in ihrem Seineskern. Wer kein Herz hat, dem rauben Sie den Verstand durch Ihre nicht zu widerlegende Logik. Mit den einfachsten Worten und Beispielen schlagen Sie selbst den kühlsten Denker und lassen ihn am ausgestreckten Arm verschmachten an den eigenen Gedanken.“
OKURA brummte zufrieden in sich hinein und FUJIWARA rieb sich die Hände, dann stockte er, schaute mich mit seinen durchdringenden Augen an:
„Noch eine Frage habe ich an Sie, Sie werden doch sicher auch über Ihren Besuch in Japan schreiben, werden Sie unsere Namen erwähnen, KA?“
„Ich ändere gerne manche Namen oder gebe sie erst gar nicht bekannt, selten ändere ich Namen von Orten, doch weiß ich dafür zu sorgen, daß erwähnte Personen nicht von Neugierigen belästigt werden können, verlassen Sie sich nur auf mich.“
„Das ist uns lieb, denn so wird kein anderer als wir fünf erfahren, wer Japan ab jetzt lenkt. Was ist mit KORI-MA SAMA, wird sie unterrichtet, KA?“
„Ich werde ihr alles über unsere Abmachung sagen und sie wird Ihnen auch sagen können wann der Zeitpunkt ist, das Werk zu vollenden. Im Prinzip habe ich auch nichts dagegen, wenn Sie Personen Ihres Vertrauens mit in unser Geheimnis einweihen. Je mehr auf der richtigen Seite stehen, desto gewaltiger ist unsere Macht und jeder, der sich durch eine richtige Tat auszeichnet, hat die Möglichkeit seines Lebens genutzt, egal wie mächtig oder gering die Auswirkung ist. Doch überlasse ich es Ihnen, was Sie in dieser Richtung für das Richtige halten. Ihre Frauen sollten sie aber auf jeden Fall von unserem Vorhaben unterrichten, da die Stärke der japanischen Frau das Rückrad Japans bildet. Sollten Sie noch Fragen an mich haben, so werden diese von meiner lieblichen Schwester beantwortet. Ich werde meine Schwester am Mittelpfeiler treffen, so oft sie es wünscht, diesen Wunsch hat sie immer frei, das wurde schon vor Beginn der Aufzeichnungen AMATERASU-KONOHANA-SAKUYA zum Versprechen gegeben, aus dieser Zusage stammt der Glaube ihres Volkes.“
„Das habe ich fast vermutet, als ich Sie das erste Mal zusammen sah. Ich schätze mich glücklich, daß es mein TAO ist, Sie beide miteinander bekannt gemacht zu haben. Mir ist aufgefallen, daß Sie so unterschiedlich sind, was allem Widerspruch zum Trotz ein vollkommenes Paar aus Ihnen macht. KORI-MA SAMA hat sich wie eine Blüte in Ihrer Gegenwart geöffnet, die in herrlichem Duft von ihrem Glück erzählt.“
Die anderen Männer beschrieben uns als das anmutigste Paar und sagten, es sei so, als wären KORI-MA SAMA und ich füreinander geschaffen.
„Wir sind zur gleichen Zeit geboren, um uns am gleichen Tag zu treffen, wir sind wie Zwillinge, Geschwister aus einem Ei, die sich lange nicht gesehen haben und sich schon immer kennen. Fragen Sie meine jüngere Schwester, was sie gespürt hat, als wir uns das erste Mal gegenüberstanden und wie sie sich in meiner Gegenwart fühlt.“
Ich verließ nun das japanische Kleeblattquartett, das ein unsichtbares Netz über die Erde wirft und den Ball auf erlaubten und verbotenen Wegen beschleicht, um sich selbst das Los zu werfen.

„Ach wie schön meine anmutige Jungfrau, meine jüngere Schwester ist, vor Ihrer Blässe verblassen die Lichter des Himmels,“ begrüßte ich sie in unserem Appartment.
„O älterer Bruder, willst Du mit mir hinaus in den Garten gehen? Die Kirschblüten sind schöner nicht anzusehen, komm mit mir in den Garten, wo zu unserer Freude der Mond sein fahles Licht leuchten läßt. Ich möchte Dir ein Lied vorsingen, ein altes Lied der Kirschblüten, das, was mir von allen Liedern am besten gefällt. Ich habe den Text bisher als eine Ahnung von mir selbst verstanden, jetzt ist er Gewißheit. Komm, liebster Bruder.“
Sie nimmt mich bei der Hand und bezaubert mich mit ihrer Anmut. Der Lotus der Nacht schenkt sich mir zur Freude, der Mond blickt sanft auf sie herab, als wolle er sie mit seinem fahlen Schein umweben, sie zu heben auf seidenwolkenweichen Schwingen, ihr Lied betört selbst den Stein am Himmel. Sie scheint bald selbst wie der Mondschein zu sein. Zauberwelt der Elfen und Feen. Wo das Unmögliche möglich wird im halben Dunkel, will ich mir die Augen reiben, wenn alle Farben Töne des Grau und Schwarz sind, verliert die Weite Entfernung, die Sterne neigen sich sinnend nieder. Holdes Wesen, weit von der Zeit getrennt, die vergänglich macht. Falter der Nacht mit dem Glockenklang der Klarheit. vollkommener als der Sprosser ist deine Stimme, die von alter Zeit erzählt, um die Neue zu verkünden. Du bist mir Freude, die kein Wort beschreiben kann, deine Natur ist WA, alle Gärten und Tempel erzählen von dir und sind doch unzureichend, deinen milden Glanz zu spiegeln. Mein Herz will vor Freude zerspringen und kämpft rasend für dich, Schwester. Wie von Millionen Muschelstückchen leuchtet es um dich, wer wollte es wagen, dich zu malen oder zu beschreiben. Verehrung fordert deine Gegenwart, die Himmelslichter verneigen sich, die Phantasie beflügelst du zu Ahnungen. Mein Echo hat die Rose der Nacht gerufen und meine Zauberkraft spiegelst du wider und wider in deiner anmutigen Natur, du Träne der Erde. Tochter der Illusion, weck dein Volk, lohne denen, die sich in ihre Natur finden und mähe jene, die ihre Natur nicht kennen. Der Klang deiner Glockenstimme läßt die falschen Seelen zerspringen und ist die Freude deines Verehrers, singe deinem Volk den Wecklaut, so wie ich es mache mit den Völkern. Schwester, junge schöne Frau, voll von versteckten Versprechungen, öffnest nun deine Seele und mit ihr die deines Inselvolkes JIN-WA. Hauchzarter Schmetterling, der jetzt den Funken fängt und in Flammen steht, ohne zu verbrennen.
Das sanfte Mondlicht bricht sich im Hof zu einem Ring. Über vier große Stützen schwebt das Dach, das mit Köpfen der Drachen geschmückt ist. Papierlaternen leuchten in matten bunten Farben, ein gedeckter Tisch, um den sich beste Laune und Unternehmensgeist versammelt hat. Der Teemeister des Hauses hat sich eine Pfeife zugelegt und lacht, worüber alle lachen, am meisten.
Der Tee ist vorzüglich. Nach dem Essen hält der Herr des Hauses eine kleine Ansprache und berreicht mir seine beiden wertvollen MURASAMA-Schwerter zum Geschenk. KODO, DANAKA und KWAMPAKU TAKASHIMA schenken der Schwester alte Nachbildungen der Krummjuwelen, ein uraltes Steinmesser und einen ebenso alten Bronze-Sonnen-Siegel. OKURA verspricht ihr, ein Haus zur Verfügung zu stellen und alle Kosten zu tragen.
„In dem Haus werden wir dann mit KONOHANA-SAKUYA zusammen kommen können, um uns mit ihr zu beraten. NEH, nicht wahr?“ nickt er mir zu.
Die liebliche KONOHANA sieht mich groß an, ich bin noch nicht dazu gekommen, ihr alles zu erzählen, was die vier Männer mit mir besprochen haben.
Jetzt nehme ich sie bei der Hand und führe sie wieder in den Garten, erzähle es ihr, auch ihren eigenen Wunsch, den sie nur als Ahnung kennt, denn den Wunsch hat sie ja frei. Aus ihren Augen rollten die Tränen.
„Deine Augen singen mir das Lied vom leise fallendem Regen, wie es nur meine liebliche Schwester zu singen vermag.“
„Kann ich Dich denn immer treffen liebster Bruder, KA?“
„Immer, wenn Du YUME DONO, die Halle der Träume betrittst, wirst Du mich am TORII, dem Tor treffen, auf dem der Hahn kräht, meine sonnenschöne Schwester willkommen zu, heißen und wir werden beide ins KODO gehen, der von dem heilbringenden SORINTO-Pfeiler getragen wird.
Da werden sich MIROKU und KONOHANA-SAKUYA-HIME treffen und das HI-MATSURI, Feuerfest auf dem Drei-Feuer-Berg feiern. Die kristallenen Seen YAMANAKA-KO, KAWAGUCHI-KO, SAI-KO, SHOJI-KO und MATOSU-KO, sind die Spiegel Deiner reinen Seele, die im klaren Licht erstrahlen, ihr Rand ist mit dem schönsten weißen Lotus bewachsen und weiße wilde Heideröschen stehen an den Ufern, Tautropfen schimmern sanft in allen Farben von den Blütenblättern, GAGAKU erklingt. Im Süden wird NIKKO, der Sonnenglanz für die Sonnenglänzende durch YOMEI-MON das Lichttor, wie eine blutrote Laterne strahlend den Himmel ausfüllen. Im Norden steht GAKKO, der Mondglänzende und schaut auf die Nachtschöne durch das HIGURASHI-MON, das Tor der Dämmerung, als blaß gelbweiße Laterne. Diese beiden Gestirne werden Sein und Nichtsein, jedes mit vier Gesichtern, sie werden sich in den 5 Seen der Sinne baden und den Dingen wird Leben gegeben, von denen, die Dinge verehrt haben.
Diese Menschen werden in den Gestirnen sichtbar sein. Die Macht ist, alles zu seiner Mitte zu führen, die wahre Mitte ist die eigene Natur, sie zu erhalten, ist den Wesen das Schwierigste, obgleich es das Einfachste ist. O, liebliche zarte Schwester, freue dich mit mir, Dein Wunsch den Du nicht kanntest, weil Du ihn frei hattest, wird Dir Dein Bruder HACHIMAN-GU, der friedliche JIZO mit Freuden erfüllen. Wir sind die Wasserkinder MIZU-KO, die in den Schatten der zwei mal elfköpfigen KANNON Figuren sitzen, deren Schatten sich 121 mal kreuzen und den Weg von WAKA MIYA und seiner Schwester BENTEN über die zwei Quellenseelenschlangen SHINKYO und MIHASHI zeigen. Die Schatten bilden die TOSHO-GU, denn die Köpfe stehen zum Osten, all dies wird sich aus Menschenleibern und Seelen schaffen, deren höchstes Ziel eins dieser Bauten ist, denn gekommen ist die Zeit, alle geheimen Wünsche zu erfüllen; wie schön es ist, keinen Wunsch zu haben, als den, welcher meiner Schwester nicht bekannt war, werden nur wenige erfahren, davon hat meine Schwester schon zu Lebzeiten Kenntnis, weil sie schwach genug ist, so stark zu sein. - Verzeihe, wenn ich aufhöre zu beschreiben, denn das Wichtigste ist mir die zarte Blüte, die reine weiße Perle, meine liebliche Schwester, Du wirst alles an Glanz überstrahlen und Dein leise fallender Regen erzählt mehr als meine Worte vermögen, junge morgenschöne Schwester.“
„Ist es der leise fallende Regen von BENTEN, der in SHINKYO und MIHASHI die Quelle speist, leuchtender Bruder?“
„Seh mir in die Augen, auch aus ihnen speist sich die Quelle Japans, um den Spruch des Vergangenen zu erfüllen, der der Schatz Deines Volkes ist.“
„Willst Du mir auch ein Lied singen, ich fühle, ich muß zerspringen.“
„Höre, ich will Dir ein Lied singen, ein altes Sauflied, vom goldenem Wein, der die Menschen trunken macht und wie bei dem Lied eine entgegengesetzte Wirkung der Verehrung hervorruft. Du wirst die erste Strophe vielleicht kennen, denn die Trunkenheit gilt den Menschen als höchstes Glück, es ist die Berauschung der Menge, die denken wollen und nicht hören können.
- Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, ....“
Als ich mit der letzten Strophe geendet habe, kommt FUJIWARA.
„TETSU-KO SAMA, Sie dichten und singen schöner als MINAMOTO, Ihre Worte sind wie Milch und Honig. Wollen Sie beide mit herüberkommen, die GEISHA sind gekommen, sie wollen das Lied vom leise fallendem Regen vortragen.“
FUJIWARA hatte solange gewartet, bis ich zu Ende gesungen hatte. Die GEISHA waren hinreißend anzusehen, sie hatten alle von FUJIWARA neue Kimonos erhalten, auch für die zarte Schwester war ein neuer Kimono zur Stelle.
OKURA kam uns ein Stück entgegen, sein Gang wiegte pendelnd noch massiger in den weitausladenden Schultern seines Kimonos.
„KONOHANA-SAKUYA,“ fragte er, „wollen sie meine bescheidene Gabe annehmen, KA?“
„Gerne OKURA SAN, ich danke Ihnen.“
„Sie haben zu fordern, nicht zu danken, wir danken Ihnen.“
Nachdem KONOHANA sich umgezogen hatte, gab es für alle Anwesenden einen herzzerreißenden leise fallenden Regen, den keiner vergessen wird, aus allen Augen träufelte der Regen leise und alle Tränen zum KEGON fließen den CHUZENJI speisen; kein Laut, als der Gesang ist zu hören. Japan, deine Kunst wird nun lebendig, sie beschreibt das Haus, den geheimen Wohnsitz meine Schwester, das NANTTAI.
Als die GEISHA ihre Vorstellung beendet hatten, wurde das Wandgemälde mit der Föhre des KASUGA-Schreins aufgehängt und eine Gruppe Männer führte die tragische Kunst NO auf, wobei die fünf Richtungen durch Pausen unterbrochen ruhten.
Heute waren die zwei Frauen von OKURA und TAMASHIMA angekommen, sie hatten die kostbaren Kimono ihrer Männer mitgebracht, deren Pracht die schönen ausladenden Kostümen der Darsteller noch übertraf. Nach der Vorstellung, die in alter Sprache aufgeführt wird und fast fünf Stunden dauert, verließen die Schauspieler und Musiker mit den GEISHA das Haus. Ich zündete die Pfeife, und wir sprachen wieder bis der Hahn krähte, um zur gewohnten Zeit zu Bett zu gehen.
„Verzeih TETSU-KO, freundlicher Bruder, daß ich Dich frage, wirst Du mich wieder verlassen, du Trost meines einsamen Herzens, ich wollte du bliebest bei mir.“
„Ich bin bei dir, auch wenn ich Japan verlassen habe, so wirst du mich doch wahrnehmen.“
Können wir auch miteinander sprechen, KA?“
„Jede neunte Nacht und den darauf folgenden Tag bin ich bei Dir, wie ich jetzt da bin, solltest Du mich aber zu einer anderen Zeit rufen, so werde ich da sein, solange Du es wünscht. Im Schlaf wirst Du mich in Deiner Halle der Träume treffen, jedoch werden wir im Land des Schweigens nicht sprechen können. Solange die Welt nicht vollendet ist, war die Begrüßung am Mittelpfeiler die einzige Möglichkeit für uns zu sprechen. Nach der Vollendung wird alles anders sein, denn die Welt wird neu gestaltet in ein Chaos von neun Welten ohne Ordnung. Was jetzt tot ist, ein Ding ist, wird Leben erhalten von den Seelen der Menschen. Du wirst ewig sein, in einer Welt mit einer anderen Ausdehnung, einer anderen Dimension, die mit Worten nicht zu beschreiben ist, weil die Worte an das Irdische gebunden sind. Das Land des Schweigens ist eine Zwischenwelt, aus der die Sprache gegeben ist. 5 Zwischenwelten gibt es, wovon eine Dir gehört und sich die richtigen Japaner, deren irdisches Reich sich über ganz Süd und Südost Asien, bis zu den südlichen Inseln, die nördlich von Australien sich erstecken und alles was dazwischen liegt, die Inseln des Pazifik und die des indischen Ozeans gehören zum Reich der WA. Diese Völker sind eine Familie die nicht mehr wissen, von wem sie stammen. Um ewig zu sein, können sie sich nur auf Japan berufen, oder aber ein eigenes freies Leben führen, etwa so, wie es noch vereinzelt Schamenen gibt, die frei von fremden Einflüssen leben. Die Religionen sind alle tot, selbst der TENNO kann sich nicht mehr auf eine göttliche Abstammung berufen und darf sein Volk nicht mehr in der Stunde der Not durch die Stimme des Kranichs rufen. Dadurch haben Japans Gegner das Gegenteil erreicht, von dem was sie vor hatten, denn somit ist der Kranich zwar eingesperrt in einen goldenen Käfig, aber jeder andere Japaner ist sozusagen in den Rang des TENNO gehoben, ist ein direkter Nachfolger von AMATERASU. Es ist nicht so, daß eine Auflösung verringert, sondern sie vermehrt.
Durch den vermeintlichen Sieg über Japan ist ein viel gewaltigerer Gegner aus Japan hervorgegangen, der nicht mehr zu handhaben ist, da nur noch jeder Einzelne und nie mehr der TENNO verantwortlich gemacht werden kann. Das ist ein Schutz für den TENNO und eine Möglichkeit für jeden Japaner. Im geteikten Mutterland ist es noch ganz anders, nach Völkerrecht sind nur die Sieger für alles, was in meiner Heimat geschieht, verantwortlich und dieser Zustand ist nach Völkerrecht nie mehr zu ändern.
Doch nun zurück zu Deinem Wohnsitz. 5 Zwischenwelten sind die 5 Sinne, die sechs Welten sind die sechs Sprachen des Heiden in den Zeiten, die Welt der sogenannten Götter, wo der Krieger alle Schlachten siegreich schlägt. Eine Zwischenwelt ist mit Dir geöffnet, aus allen Zwischenwelten sucht sich das Heer zusammen, beziehungsweise treten die Krieger, egal ob männlich oder weiblich, in diese Welt durch ihre Taten ein, alles was sich bietet, ist ein Platz in diesen Zwischenwelten, nur hier können die Seelen zu Lebzeiten gewaschen werden, im Feuer der eigenen Seele, die die Sinne als Täuschung und das Leben als einmalige Möglichkeit erkennt. Die Seelen, die ins Land des Schweigens kommen, können gewaschen werden, dadurch erhalten sie als Lebende die Kraft, zu sich selber zu stehen.
Vielleicht ist es wenigen möglich, eine Zwischenwelt wahrzunehmen oder eine Stimme zu vernehmen, die in eigener Muttersprache Ahnungen rät. Doch das Wichtigste ist, selber zu Sein. Zu der Unterwelt, wo die Seelen der Verstorbenen sich aufhalten, gehören alle Zwischenwelten, doch sind die Verstorbenen für die Lebenden und ebenso umgekehrt nicht zu erreichen. Die Verstorbenen können sich in der Unterwelt noch reinigen, aber die Möglichkeit einer richtigen Tat besteht nie mehr für sie, dabei ist selbst eine Reinigung aus eigener Kraft so gut wie unmöglich, weil die Seelen nicht mehr erkennen, wo sie sich aufhalten.
Eine Frau, die Indianerin WING-KAN ist in der nicht sichtbaren Zwischenwelt, wo die wahre Natur der Erde sich darstellt, eine weitere Zwischenwelt hat ein einsamer Mann erreicht, der für sich und sein Volk gestanden hat und keine Schmähung und Qual gescheut hat.
Dieser eine wird nur bei wenigen bereit sein, ihre Seelen an der seinen vorbeizulassen,um mit in die neun unbekannten Welten vorzustoßen, die aus den 6 Welten und 5 Zwischenwelten geformt werden. Die Unterwelt als eine Welt wird neben den neun Welten bestehen bleiben und doch nicht existent sein. Es wird nur ein Echo des menschlichen Schwachsinns bleiben, ein heilloses Durcheinander, von dem, was die Sinne waren, wer an seinen Sinnen festhält, gelangt nicht in eine Zwischenwelt, wer die Zwischenwelt, die sich erst jetzt geöffnet hat, nicht erreicht, wird auf alle Zeiten in der als Abschreckung dienenden Unterwelt haften bleiben. Aus den Seelen der Unterwelt schafft sich Leben und gibt es den Dingen, die als Thron der Welt dienen.
Nun zurück zu Dir, liebliche Schwester, rufst Du mich, so kannst Du immer mit mir sprechen, nur nicht, wenn wir uns in der Halle der Träume begegnen.“
„Wie ist das möglich, älterer Bruder ?“
„Durch Deinen freien Wunsch, Du hast ihn Dir zur Geburt bereits gewünscht, mit in eine der Zwischenwelten zu kommen und in eine der neun neu geschaffenen Welten zu gehen. Dieser Wunsch wird uns erfüllt, weil wir wie Zwillinge im gleichen Augenblick gezeugt und geboren sind. Du bist in dem Übergang der Stunden Pferd-Ziege und ich Tiger-Hase geboren, dadurch öffnet sich uns der Übergang Drache-Schlange in Japan und Hund bzw. Wolf-Bär im Mutterland, wo Du immer bei mir sein kannst, ohne Japan zu verlassen. Bin ich auf Reisen, öffnen sich die entsprechenden anderen Übergänge der Stunden, wenn es einer von uns wünscht.“
„Wie, ich kann immer zu Dir, KA?“
„Wenn Du es wünscht, dabei wirst Du gleichzeitig hier sein und niemand kann feststellen, ob Du doppelt bist, als Du und ich. Jedoch wirst Du keine andere Person als mich wahrnehmen können, wenn Du bei mir bist, ebenso wird Dich niemand wahrnehmen, als ich, ähnliches gilt für mich, ich werde nur das Denken Anderer noch wahrnemen, was leider meist kein angenehmer Zustand für mich ist.“
„Ich bin furchtbar aufgeregt und werde wohl diese Nacht wieder nicht schlafen können, lieber Bruder.“
„Da kann ich leicht Abhilfe schaffen, liebe Schwester, wenn Du es wünscht, werde ich dir die Nadel TOK-ZAN HUP-KIIX setzen, die den Schlaf bringen, den Du nötig hast.“
Ich erwartete sie am TORII und führte sie zum heilenden Pfeiler, der das Gewölbe des Himmels trägt. Als ich erwachte, kniete SAKUYA wieder neben mir und schaute mich an.
„OHEIOGOSEIMAS. Guten Morgen, lieber Bruder, darf ich fragen, wie es kommt, daß Du im YUME DONO viel jünger aussiehst als jetzt ?“
„Auch Du trägst dort frische Züge, wie zu der Zeit, als der Knoten deines OBI, der den Kimono hält, noch offen war und in einer Schärpe herabhing und man Dich noch MAIKO-SAN, junge GEISHA nannte. So werden wir uns immer in den Zwischenwelten und im Land der Unsterblichkeit sehen, des Menschen Alter ist begrenzt und diese Grenze, die bei 25 bis 35 Jahren liegt wird in Wahrheit nie überschritten. Wie hat denn meine Schwester geschlafen?“
„Wunderbar, Du bist ein Meister des Brennen und Stechens,“
„Ach was, ich bin nur das Wort, SHINGON SAMA und NICHIREN-HOKKE-SHU-JOGYO, und künde von den drei Großen, DAIMOKU-HONZON-KAIDAN, welche richtig Geist-Seele-Körper genannt werden, durch das KOZEN-GOKOKURON, das Plötzliche meines Wortes, als Dreiklang ohne Ton und doch mit einem Echo.“
„Ohne Ton und doch Echo, KA?“
„Ja, das Lebende ohne Ton, das zersetzende tote Wort, mit Ton und Echo. Damit der Nichtton sein Echo verstärkt, blas ich, der Erschütterer den Donner, den schrecklichen Götterwindhauch aus dem Land der Toten, daraus entstehen in dieser Gegenwart Helden, die ewig ihrer Taten und Vorfahren gedenken.“
„Wie das, KA?“
„Die Helden des Götterwindes sterben, um zu leben, leben um zu sterben, für sich, durch die Tat, die ihr einziger Weg ist und deren Ende nur einmalig gegeben werden kann, für das Richtige.
Kannst Du erraten, wie in Japan der Götterwind genannt wird, Schwester ?“
„KUSANAGINO-TSURUG, das Menschengrasmäheschwert, es sind die YASAKA, die Krummjuwelen ihrer AMATERASU-OMIKAMI, die den reinen Weg KAMI-MICHI gehen, sie waschen durch ihre Tat ihre MIYA, ihre Seele, als erhabenes Haus, so kann ich sie zählen, durch das Verneinen, das Nicht in ihrer Tat, KAZE-KAMI. Vier haben schon den Weg gewählt und sie sind in der Welt, wo wir keine Macht und keinen Einfluß haben, stark und mächtig.“
„Möchtest Du tauschen, liebe Schwester, mit den Reichen, KA?“
„Wie kann ich tauschen wollen, - ich bin ich und meine Stärke ist wie Du sagst meine Schwäche, das freut mich mehr als alles andere. Wolltest Du mit einem andern tauschen, lieber Bruder, KA?“
„Wie kannst Du so etwas fragen, KA?“
Wir müssen beide herzlich lachen. Ich steige aus dem Bett und gehe ins Bad, sie geht hinunter in die Wohnräume zu den Frauen.

„Freude schöner Götterfunken Tochter von den Inseln
Hast vom Feuerherd getrunken Schwester von dem Heiden.“

Ich singe gerade, da kommt sie in die Bibliothek.
„Mein lieber Bruder singt und liest zugleich, KA ?“
„Höre, was ich für Dich gedichtet habe.“
Ich sag ihr den Text auf japanisch, dann gebe ich ihr den Ton an, sie summt und ich singe.
„Die Melodie ist dieselbe wie gestern, nur das Lied ist kürzer.“
„In der Kürze liegt die Würze, sagt ein Sprichwort im Mutterland. Tochter von der Insel WA.“
„Hast Du keinen Hunger und keinen Durst, KA?“
„Doch, aber ich werde erst einmal meine Pfeife aufrauchen, setz Dich so lange zu mir. Schau, hier ist ein Buch mit Bildern aus Mutterland, es ist sogar ein Bild von dem Fluß darin, an dem ich oft des Nachts spazieren gehe oder ein kleines Feuer entfache, um mir etwas darauf zu braten.“
Wir blätterten durch das Fotobuch, worin auch eine Landkarte ist.
„Hier ist der Fluß eingezeichnet und hier ist die Stadt, in der ich geboren bin und lebe. Die Buchstaben am Fluß lauten „Ur“ und die der Stadt werden „Um“ ausgesprochen. Das Wappen der Stadt ist ein versiegeltes Buch.“
„So wie Du eins schreibst, KA?“
„Ja, denn ich bin wie das schweigende Worte und schreibe das dreizehnfach versiegelte Buch, das für die neun neuen lebenden Welten, die neue Mitte steht.“
„Wünscht Du, wieder zu Hause zu sein, mein lieber Bruder, KA?“
„Die ganze Erde ist mein zu Hause, doch Mutterland ist mir am liebsten und bringt mir die meiste Not.“
„Ist das auch Harmonie, KA?“
„Man muß es so nennen, denn leider gehört es zusammen, ich werde es aber zu ändern wissen, lieblicher morgenschöner Lotus.“
„Hast Du, mein lieber Bruder, die ganze Zeit nur in diesem einen Buch gelesen, KA?“
„Nein , zarte Schwester, ich habe die ganze KYOZO, die Sutren-Bibliothek von FUJIWARA gelesen.“
„Wie, alle Schriften hast Du gelesen, KA ?“
„HAI, Ja, es steht nicht so viel darin, wie man von dem Umfang der Schriften meinen wird. Das meiste sind Wiederholungen, die in immer neuen Worten erzählt werden. So war es für mich mehr ein Überfliegen der Texte.
Die vier Männer sind danach Deine NINJA-DERA, wunderschöne Schwester, sie sind Deine unsichtbaren Krieger, die auf Wegen gehen, die Andere irre machen, wie in MYORYUJI laufen ihre Spuren, die einem Labyrinth gleichen. Bald laufen ihre Wege an Fassaden herauf, ohne wieder hinunter zu führen. Sie schlagen ihre Gegner, ohne Waffen zu benutzen, denn Deine Schwäche ist ihre unschlagbare Stärke. Sie wissen, daß sie nur von Dir ihre MIYA bekommen, zarte Blütenknospe, denn durch Dich ist ihr Volk ewig, durch niemanden anderen.“
„Du hast mir schon gesagt, daß es keine Zeit gibt, ist es dadurch möglich, daß ich die Mutter aller Japaner bin?“
„Ja, Du weißt es und das macht mich glücklich, liebe AMATERASU. Nun laß uns zu den anderen gehen, ich habe meine Pfeife ausgeraucht und will sehen, ob mir FUJIWARA neue Kräuter besorgen konnte, er sagte, heute würden sie eintreffen.“
Tatsächlich hat FUJIWARA ein dickes Paket für mich, eine internationale Mischung aus dem goldenem Dreieck, aus Siam, Indien .... .
„FUJIWARA SAN, Sie sind ein Meister der weitreichenden Verbindungen, haben Sie vielen Dank.“
„Das ist mir ein Leichtes gewesen TETSU-KO SAMA, sind Sie zufrieden mit den Qualitäten?“
„Die Qualitäten lassen keine Wünsche offen und die Menge erst recht nicht.“
„Das freut mich, denn von den Qualitäten verstehe ich nicht viel und mußte mich auf meinen Agenten verlassen. - Unsere gemeinsame Sache entwickelt sich auch schon prächtig, die benachrichtigten Personen haben wie eine Lokomotive auf dem Wartegleis gestanden, wo der Kessel schon auf Volldampf geheizt, die Lok wie ein Pfeil vom Bogen schnellt. OKURA stochert in die Aktien hinein, wie in einen Bienenstock und sichert uns den Honig, den wir bei Bedarf der Wirtschaft entziehen können. TETSU-KO SAMA, was meinen Sie, welches Land und welche Währung wird am schwersten zu untergraben sein?“
„Das Mutterland ist das Schwierigste, die anderen Länder brechen sofort zusammen, wenn Mutterlands und Japans Wirtschaft erstickt.“
„Derselben Ansicht sind auch wir, Mutterlands Wirtschaft ist selbst für uns schwer zu zersetzen, da müssen wir Wege über Amerika und England beschreiten, um uns in der Wirtschaft festzusetzen, daß ist aber alles möglich, es erfordert nur ein wenig mehr Zeit. Aber die haben wir ja, da sie doch vor dem Startschuß Ihr Buch herausgeben wollen, um jedem seine Möglichkeit zu beschreiben. Wir haben noch eine Bitte, würden Sie möglichst schnell eine Veröffentlichung in Japan vorbereiten? Es würde unserem Volk eine Spur und Möglichkeit hinterlassen, welches einerseits den Richtigen, den KAMI MICHI öffnet und andererseits die Verwirrung vergrößert und so für uns den Reiz erhöht. Wir sind alle fest überzeugt, daß Sie die richtigen Worte wählen, um unser Volk wachzurütteln, so, wie Sie es uns mit einfachen Worten erklärt haben und Beweise anführen, muß es jeder verstehen.“
„Den Gefallen werde ich Ihnen gerne tun, DANAKA SAN, nur werde ich das Manuskript selbst an eine Stelle geben, die ich prüfen möchte. Ich werde das ganze Buch an Japan schicken und den Teil, der über Japan handelt, aus dem Manuskript herauslassen, welches ich versuchen werde in der ganzen Welt zu verbreiten, das heißt, von Ihnen meine Herren und von KORI-MA SAMA wird vorerst nur etwas hier in Japan bekannt werden. Sollte aber die gewünschte Antwort, beziehungsweise der Druck des Buches hier nicht so erfolgen, wie ich es erwarte, so wird die nächste Auflage meiner Schriften auch den japanischen Teil enthalten, obwohl ich annehme, daß er einer anderen Kultur nicht viel erklären kann, denn ich werde den Text wie alle Texte nur einmal schreiben und nicht noch einmal umschreiben. Ich werde eine angemessene Zeit abwarten, in der ich eine Antwort aus Japan erwarte und Sie darüber in Kenntnis setzen.“
„Haben Sie schon viel geschrieben, TETSU-KO SAMA ?“
„Im Vergleich zu unseren Gesprächen ist es noch nicht viel, doch es ist immerhin mehr an Wissen darin als in irgendeinem Buch, was ich kenne. Nebenbei möchte ich es so schreiben, daß es jeder verstehen kann, der es verstehen will. Das Manuskript, welches ich zuerst nach Japan senden möchte, hat etwa ein Zehntel der bereits geschriebenen Texte, die Religionen und Seelenzustände beschreiben und auf die Zustände in unseren Gesellschaften und erlebten Abenteuern zum Inhalt haben.
Der Japaner, dem ich das Werk übersende, soll auch die Erlaubnis erhalten, das ganze Schriftwerk zu vertreiben, wie er es vermag. Der Umfang der Schriften wird noch weiter anwachsen, um möglichst vielen Menschen auf allen erdenklichen Gebieten Wissen mitzuteilen. Ich will versuchen, dies alles ohne fremde Hilfe, nur durch das Schreiben, selber auf die Beine zu stellen.
Bedauerlich ist, daß ich nicht den gewünschten Bekanntheitsgrad meiner Schriften und den letzten doppelten Weg den Menschen beschreiben kann, das liegt aber dann in der Natur der Sache, die ich dann nicht ändern kann, weil mich dann die Not dazu zwingt. Sollte mir etwas zustoßen, in welcher Weise auch immer, so wird Ihnen KORI-MA SAMA stets die richtigen Weisungen geben. Ich werde vor Verfolgung nicht sicher sein. Da ich meine Aufgabe nur als Mensch unter Menschen vollbringen kann, so bin ich auch angreifbar wie jeder andere, auch das muß aus der Natur der Sache so sein.“
„Ja, was Sie sagen ist nicht zu widerlegen, obwohl wir Ihnen gerne helfen würden, ist es uns doch allen klar, daß nur Sie auf dem Gebiet des Wortes etwas in Bewegung setzen können und wenn Sie es aus eigener Kraft vollbringen wollen, müssen wir damit einverstanden sein, denn wir können nicht an die Öffentlichkeit treten, ohne uns zu verraten,“ sagte der Mönch DANAKA und OKURA fuhr fort:
„KORI-MA SAMA hat mit einem Mal ein Wissen, erkennt Zusammenhänge, daß es uns und unsere Frauen verwundert. Sie weiß auf alle Fragen gleich die richtigen Antworten zu geben, ohne zu überlegen. Andere studieren jahrelang und wissen doch keine vernünftigen Antworten zu geben, bei ihr ist es so, als enthalte die an sie gestellte Frage schon die richtige Antwort, es ist wie ein Wunder, dazu benutzt sie die gleichen einfachen Worte wie Sie, TETSU-KO SAMA. Es ist uns allen so, als spräche sie zu ihren Kindern, in der Sprache eines Märchens. Ist die Welt wirklich so einfach?“
„Die Welt ist wie das Wort. Erst die Verdrehung, Beugung, Steigerung, die Vielzahl von Fremdworten und immer neuer Worte verwirrt den Menschen derart, daß niemand mehr weiß, was er wirklich redet. Selbst einfache Worte werden falsch verstanden. Der Redefluß ist übermäßig schnell. Würde mit Bedacht geredet, so fällt jedem schnell auf, welche Fehler in der Auswahl der eigenen Worte gemacht werden. Pausen geben Stärke und Verständnis der Worte.
Spräche jeder die einzelnen Silben so langsam aus, wie zum Beispiel der TENNO in der Öffentlichkeit seine Unterschriften gibt und lese auch so langsam, wäre das die richtige Geschwindigkeit. Jedes ausgesprochene Wort ist Macht, und wehe denen, die nicht wissen, was sie sagen, sie kennen sich selber nicht, denn es ist dafür gesort, daß sie sich kennenlernen und das wird für die meisten fürchterlich.
Wehe dem, der meint, in eines anderen Namen zu sprechen, ohne ihn oder das Volk zu befragen. Ja, die Sprache zerschneidet die Seelen, ein Wort ist Menschengrasmähemesser. Wie mächtig das Wort ist, sprechen die Unsichtbaren. Weiß mein Freund FUJIWARA SAN, wer die Unsichtbaren sind ?“
„Die Unsichtbaren waren die NINJA, die Agenten der SAMURAI.“
„Das sind die einen Unsichtbaren. Wie ich schon sagte, die Überlieferungen sind in umgekehrter Reihenfolge zu deuten, was zuerst genannt wird, beschreibt das Ende.“
„Wie soll ich das verstehen ?“
„Können Sie nicht bis fünf zählen, lieber Freud ? Urkraft, Wort, Körper, Seele, Erscheinung bewirken das Chaos. Diese Kräfte stehen vor allen Götternnamen. Meine liebliche Schwester ist Japan, meine Freunde sind Japans Urkraft, Wort, Körper und Seele in unsichtbarer Erscheinung, wie NINJA in einem Labyrinth, überall Spuren hinterlassend und so die Verfolger irre machend, sie ohne Waffen zu schlagen. Keine Spur ist vor lauter Spuren zu finden. Das Labyrinth heißt Erde oder MYORYUJI. Die vier zuletzt genannten wechseln ihre Plätze, dadurch bringt sich Himmel und Erde leichter zusammen. Das war jetzt ein Vortrag über Ihre Sutren KYOZO, lieber Freund, der Rest ist Wortspielerei der Verwirrung und dient nur zum Schmuck, der Nebensache für Sie ist.“
Wir befanden uns jetzt im Arbeitszimmer von FUJIWARA, wo Bruder und Schwester mit den vier Herren Tee tranken und Gebäck verzehrten. Ich prüfte jetzt noch einmal die Kräuter, stellte eine Mischung zusammen, holte die Huka, die meine Reisebegleitung ist, aus dem Zimmer herunter, stopfte sie und erfüllte mit den süßen schweren Düften, die in dicken Wolken aus meinem Mund wehten, das große Arbeitszimmer. Die Mischung war vorzüglich.
„Betrachten Sie die ganze Götterwelt als Ihr Spielzeug oder Ihre Nachkommen, die nur durch Sie Leben erhalten, weil es Sie fünf Personen gibt. Eine Bewußtseinserweiterung gibt es nicht, sondern nur das Erkennen und das kann man nicht studieren oder üben. Meine Schwester hat Ihr Wissen aus der Welt des Wortes, welche das Land des Schweigens ist. Man setzt etwas in Bewegung und erkennt daraus das Richtige und Falsche, was als eine Einheit zusammengehört.
So hat man in allem drei Kräfte, oder eine Triangel, aus einem Strich und einem Punkt, das ist WA, die Harmonie, Anfang und Ende erkennen, welche sich am Strich befinden und gemeinsam den Punkt innehalten. Oder Erde und Himmel, gemeinsam im Chaos. - FUJIWARA SAN, ihr Agent ist im Auffinden von reinen Kräutern wirklich gut, meine Huka und ich mögen diese Mischung.“
KODO DANAKA hatte mich die ganze Zeit groß angeschaut und ab und an genickt.
„So einfach sind die Schriften zu verstehen. Wie Sie es sagen, klingt alles selbstverständlich, daß ich mich frage, wo es überhaupt noch eine Frage geben kann.“
„Das frage ich mich nicht, das verwirrt nur unnötig. Alles heißt, was es ist. Ist ein Wort nicht zu verstehen, streicht man es, man sondert aus, was als Denken bezeichnet wird. Nicht, daß man nicht mehr denken soll, sondern es als Aussonderung, Spielzeug, Schmuck, als etwas Wertloses betrachtet und sich dessen bewußt ist. Das Denken kreuzt immer wieder den Weg, aber man kann sich entscheiden, wer mit wem spielt. Rennt das Denken in eine Richtung, so gibt es auch eine andere und daraus entsteht das Dritte, das Eine, das Gemeinsame, welches das Kleinod mit drei Namen ist. Das ist der Aufbau der ursprünglichen japanischen Sprache, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, ein dreigeteiltes Schwert, welches meine Schwester im Land des Schweigens reinigt, daß die Worte klirren und knirschen, so bildet sie einen Hauch, der Japan erfüllt.
In der Verbindung mit den fünf Sinnen oder Täuschungen der Welt, daraus entsteht das Schwert Japans, das rückwärts schwingt und KUSANAGINO-TSURUGI genannt wird. Es gibt nur eine Gegenwart und alle Erzählungen stammen daraus und können nichts anderes beschreiben. Das rückwärtige Schwingen des Wortes bewirkt die Veränderung des Kommenden.“
„Ihre Worte sind für alle zu verstehen die unsere alten Schriften kennen TETSU-KO SAMA, daß sie nicht zu widerlegen sind und das beinhaltet etwas Erschreckendes“, meinte TAKASHIMA.
„Jedes Erkennen begleitet einen Schreck oder Schmerz, damit es nicht vergessen wird. Davor kann sich niemand schützen. Wer es versucht, stirbt oder vernichtet sich langsam durch Erstarrung, den immerwährenden Schreck. - Der Schreck ist die Lösung vom Zweifel. Die Welt, wie sie sich darstellt, ist Illusion und Illusion ist Ihr Mittel, sie zu vollenden. Dadurch wird die Tat zur Nicht-Tat. Man verweilt nicht bei Illusionen.“
Wir sprachen noch ein Stündchen japanischer Zeit weiter, und ich freute mich über das Verständnis der Fünf, dann gingen wir zu den Frauen. Sie hatten es sich im Garten gemütlich gemacht und sich schon für ein Haus entschieden, in dem meine liebe Schwester einziehen sollte. OKURA hatte es in ihre Hände gelegt, ein passendes zu wählen.


TAMA-SHII-WA
Freue dich o schöne Jungfrau Flammenbüschel werden funkeln
Daraus ist dein Haus erbaut Blitze leuchten aus dem Dunkeln
Irdische du bist geborgen Aus der Donner-Zauber-Kraft
Wirst du frei sein ohne Sorgen Ist dein Leben neu erwacht
Freue dich o KONOHANA-WA Denn der Pfeiler ist erstellt
Prinzessin mit dem KARMA-WA Wird die Unsterblichkeit erhelln
Daß die Kinder deines Volkes Ihren Weg zu Ende gehn
So wie du es immer wolltest Soll dein Wunsch Erfüllung sehn
Freue dich o Götterlose Zarte Blüte von der Insel WA
Sehe doch der Morgen graut Wo wir uns jetzt finden da
In dem Reich der WA-GO-WA Letzte Blüte WA-JIN-WA
TAMASHII-WA

Die vier Männer bekamen von der Schwester WA zum Spaß neue Namen:
Der YAKUZE FUJIWARA wurde FUJIMOTO.
TAKASHIMA behielt seinen Namen, er sollte die erste Spur sein, die Verfolger irre zu machen.
Der KODO DANAKA wurde TIARA, im doppeltem Sinne doppelt, lateinisch-griechisch und persisch-japanisch, was übrigens seine Spezialgebiete sind und worüber ich mich viel mit ihm unterhalten habe.
Der Industrielle OKURA wurde in MINOWARA umbenannt.
„Aus der gebauten Welt schaffen wir ein Chaos, in das wir alles verstricken“, sagte meine liebliche Schwester mit ihrer zarten Stimme.
Die drei Frauen, die das Haus ausgesucht haben, stellten sich ihr jederzeit zur Verfügung.
„Wie Sie es wünscht, Sie ist AMATERASU und wir Ihre drei nicht sichtbaren Gesichter, symbolisch, zum Spaß, zur Erfüllung“, sagten sie. Das gefiel TAMASHII-WA, wie es mir gefiel, denn Spaß soll die Aufgabe machen, da sie das Schwerste ist, was zu bewerkstelligen möglich ist. Die Härte wollte man durch Freude ausgleichen.
Zu den neuen Namen der Männer ist zu sagen, daß sie sämtlich von den sogenannten halbgöttlichen Familien stammen, die als SHOGUN lange Zeit NIPPON, NIHON bzw. WA regiert haben.
3 Begleiterinnen hatte in alter Zeit eine GEISHA, was Kunst-Person oder vollendeter Mensch bedeutet, denn die ursprüngliche GEISHA unterhielt Männer, nicht als Prostituierte, sondern durch verschiedene Künste: Stecken von Blumen, Teezeremonie, Spiel der Instrumente, Singen und Tanzen, Vortragen von Geschichten, ...
Das bedeutet nicht, daß die GEISHA prüde oder rituelle Jungfrauen waren. Auch sie hatten ihre Liebhaber, wenn ihnen ein Mann gefiel oder sie die Lust oder Not dazu trieb. Die ONNA GEISHA kennt die Seele oder Psyche der Männer oft sehr genau, doch sind einige mit Eheversprechen hintergangen worden. KORI-MA ist die Tochter so einer hintergangenen GEISHA und hatte sich trotz ihrer traurigen Not nie einem Mann genähert, aus Furcht davor, eine Tochter in die immer übler werdenden Zuständen der GEISHA zu hinterlassen.
Sie stand jetzt auf der zweiten kleinen Brücke, die über den Bach in ihren neuen Garten führte und winkte mir zu. Die schon welkenden Kirschblüten in ihrem Hintergrund stehend, sie frisch und blütenschön, wie aus Meisterhand, ein unbeschreibliches gemaltes gemeißeltes Werk, die Haare lang wallend, bis zu den Hüften, über und über geschmückt, mit Haarnadeln und Kämmen, bunten Bändern und Blumen ins Haar geflochten, die neuen kostbaren Gewänder, unvergleichlich schön um den harmonisch, stolzen Körper geschmiegt, wie schwebend sich ewig in gemessener Grazie bewegend, wiegend der leise Wind in ihren Kleidern.


„Edle Seele TAMA-SHII-WA
Aus dem Hause MAKOTO-WA
Freue dich o schöne Jungfrau
Aus der Freude ist des Scheines Bau
Dieser Schein kennt nicht das Morgen
Denn er steht verborgen
Flammenbüschel leuchtend funkeln
Blitze zucken aus dem Dunkeln
Freiheit hat dich nun geborgen
Weilst mit mir wo keine Sorgen
Deine Augen sind klar strahlend
Zart und weiß, ins rosa deine Farben
Lange schwarze Haare eine Fülle
Hauch der Illusion ist deine Hülle
Liebliche Tochter WA
deine Stimme
Ist so sanft und klar
und dein Herz schlägt
NIHON-SEI SHIN WA

Gefällt es Dir in deinem neuen Haus? Es ist wunderschön im Ausgleich mit dem Garten, blasse Perlenrose.“
„Ich habe wieder von Deinem Lied nur wenige Worte verstanden, mein lieblicher Jüngling, sag es mir auf japanisch ANI-NIISAN, Bruder älterer.“
„SHI MAI IMOTO, NANI NI SHIMASU. Schwester jüngere, was Du wünscht.“
--
„Du bist der einfachste und gelehrteste Dichter in zwei Sprachen, klar wie die weiße Rose, ANI-NIISAN, doch übertreibe nicht, sonst singt bald ganz Japan nur noch Deine Lieder.“
Dabei lächelte sie mich verschmitzt an.
„Ich habe eine Frage an Dich, Du sagst, wir sind zur gleichen Stundenzeit geboren und doch seiest Du älter als Deine SHIMAI IMOTO. Sind es die 8 Stunden Deiner Uhrzeit und die 4 der japanische Zeiteinteilung, KA?“
„Ja, so ist es. Soll ich Dir den Zeitpunkt unserer Geburt näher erklären, TAMA SHII WA, KA?“
„Zu unserer Geburtsstunde stand die Sonne scheinbar über Japan, also im Osten.
Noch vor der Dämmerung stand eine glänzende-Pyramide im Osten und eine andere glänzende-Pyramide stand im Westen am Horizont, verbunden durch ein leuchtendes Band am Sternenhimmel, welches sich mit der hereinbrechenden Dämmerung auflöste.
Es ist das Zodial-Licht der interplanetaren Materie, die Licht-Pyramiden im Osten und Westen neigen sich zur Bahn der Ekliptik. Nur zur Tag- und Nachtgleiche stehen diese Pyramiden senkrecht zum Horizont, und die Sonne hat dann ihren tiefsten Stand unter dem Lot der Pyramidenlinie, die der Horizont bildet. Die Lichtbrücke mit Gegenschein bildet eine Korona um die Erde und gibt gleichzeitig die Bahn der Sonne, Planeten und Tierkreiszeichen, welche auch EKLIPTIK heißt, die Bahn der Sonnen- und Mondfinsternisse an. Das Zodikatlicht stellt ein geschlossenes Phänomän entlang der Ekliptik dar. Zodikat ist auch die Blütenbestäubung durch Lebewesen, wie Schmetterlinge.
Jede Pyramide ist eine dreifache Erhöhung, wie auch die große Pyramide von Gizeh in Ägypten, wo die gerade über dem östlichen Horizont aufgehende Sonne einen doppelten Schatten auf die Nordseite warf. Das ist die Richtung des Mondes, der im Norden vor dem schwarzen Loch des Universums, der einen Wirklichkeit, steht. Dieses Schwarzloch ist der Quell des Alls, der überquellend alles verschlingt, denn es ist das Chaos selber, die große Tiefe, die große Kluft, die Vorratskammer aller Samen von Wesen und Dingen, der Raum, der zur Offenbarung herabsteigt und der erwachenden „Urkräfte“, die ihre planetare Tätigkeit beginnen; so auch der Eingang im Norden der Pyramide sich befindet.
In Japan wurde die Sonne gen Süden gesehen, welcher der bleibende Platz der Sonne ist. Der Weg führt über die drei Schachteln der Erde, welche die drei beschriebenen Pyramiden sind. Jede ist eine dreifache Erhöhung, worauf das Erbe der Erde steht, um die Welten zu trennen. Die Erde selber ist die vierte Pyramide, im Himmel steht eine weitere Pyramide, worin die Erde enthalten ist. Sie ist in der gleichen Weise als Spiegelung zu sehen, wie es einst die spiegelnd polierten Kalksteinflächen der ägyptischen Pyramide zeigten; wenn man die Bewegung der ägyptischen Spiegelflächen betrachtet, so ist die Spiegelung in einem Jahr zur Mittagszeit immer wieder anders. Im Süden wird die Spiegelung bald länger, wenn sie sich im Norden verringert und umgekehrt, je nach Sonnenstand. Ebenso wandern die beiden Arme der Spiegelung im Osten und Westen, diese stehen zur Mittagszeit immer im spiegelgleichen Winkel. Mein Geburtsort ist der Berg der Mitternacht und stellt die sechste Pyramide dar. Was dem Heiden-Volk dieses Gebietes, welches als Pfahl benannt wird, angetan wird, spiegelt sich auf alle Völker. Ich will Dir nur kurz beschreiben, wie die Pyramiden aufgebaut sind und daß sich darin drei Kammern befinden. Der Keller ist der Raum der Unterirdischen, wo die Seelen im Feuer gewaschen werden, der mittlere Raum wird Königinnenkammer genannt und ist der Raum der zwei Seelen. Der obere Raum wird als Königskammer bezeichnet und ist die Gegenwart, darüber liegen noch 5 weitere Räume, durch 5 Granitschichten voneinander getrennt. Der oberste Raum ist die Welt oder Zeit, Vorvergangenheit oder Plusquamperfekt, die anderen sind die entsprechenden Zeiten der Muttersprache oder Grammatik. Die Schichten sind die 5 Zwischenwelten oder Sinne, die Nicht-Zeiten, die die Zeiten beschreiben. So das Land des Schweigens aus der Welt des Schweigens stammt, haftet das Hören und Sprechen aus dieser Welt, aus dessen Schweigen der nicht hörbare Ton, das Wort kommt, was die Illusion der Welt schafft und wieder zu sich ruft. Die Vorvergangenheit wird von einem Kalksteingiebel nach oben abgeschlossen. Die ganze Pyramide steht Kopf, also falsch herum. Schau, ich zeichne Dir das mit wenigen Strichen kurz in den lemigen Boden.“

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GEGENWART
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offener Sarg
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U
3 Schleier und Bosse
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o
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schmecken
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VORGEGENWART
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riechen 
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ZUKUNFT
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fühlen 
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VORZUKUNFT
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sehen
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VERGANGENHEIT
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hören 
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VORVERGANGENHEIT
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Der Gibel, der jetzt unten ist, ist die Geburtsstätte, eine Wiege, Krippe, Kinderbett oder die zwei Tafeln, von denen die Bibel erzählt, daß Moses sie zerbrochen habe. Der Weg führt durch die 5 Schichen, die als Sinne haften, in die Gegenwart, wo der Sarkophag (Fleischverzehrer) offen steht, denn das irdische Leben ist totgeboren. Der Körper mit den 5 Sinnen entsteigt dem Grab und geht durch einen dreifachen Schleier, der es ihm ermöglicht die Illusion zu erkennen. Davor ist das sogenannte Brot der Innenansicht, die Bosse, die Tür des Ofens, wo abgegeben werden muß was der Mensch als ICH gelebt hat, um ein fleischliches Leben führen zu können. Der Mensch muß es sich selber zum Opfer bringen, dann geht es hinunter durch eine siebenstufige Galerie, das sind die sieben richtigen Naturen doppelt. In der Königinnenkammer entfesseln sich die 7 Doppelnaturen von der Seele der 5 Sinne, das ist der nicht hörbare Schrei vor der Geburt eines Menschen, der auch Vatikanus genannt wird. Der Weg führt weiter, einmal hinaus in unser irdisches Dasein und zum anderen zu den Unterirdischen, wo die Seelen gewaschen und getrennt werden, durch das Feuer des Wissens, welches die Zeit Zukunft ist. Wer an der Seele der 5 Sinne festhält, ist ewig tot und er wird sich dahin stecken, wo es sein geheimer Wunsch ist, das ist sein Leben, was er geführt hat.
Die Pyramide wird als Lebender durch die unterirdische Kammer wieder beschritten und kann dann weiter durch den Brunnenschacht zu den darüberliegenden Kammern beschritten werden, um zum eigenem Ursprung zurückzukehren. Wer diesen Weg bis zum Ende beschreitet, ist am Ziel jenseits von Raum und Zeit und verbindet sich mit dem Tod.
Die Pyramide ist gleichzeitig das Maß der Zeiten, Du kannst hier in dieser Zeichnung die Tage des Jahres, 4 x 90 = 360 und gleichzeitig die Mitte mit dem 9fach freien Hochsitz sehen, der die fehlenden Tage ergänzt. 360 + 5 = 365 bzw. 360 + 6 = 366 und über 9 Stufen erreicht wird. Die Null steht nur für den Knick in den vier Pyramiedenflächen und wird nicht als Tag mitgezählt.
Gleichzeitig zeigt der Kalender die 9 wirklichen Wochentage der 9 Planeten. Die 9 Felder der Mitte sind der sogenannte Mondsaal oder das Siegel des Mondes. Die 4 Flächen der Pyramide sind die 4 Jahreszeiten oder Erdrichtungen.

Das magische Achteck

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Das magische Dreieck neun aus 45 ist 18

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Der Eckstein

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Das ist die neunfache Mitte, die fehlende Spitze, die durch Logik da ist. Das Quadrat beschreibt in waagerechter, senkrechter und diagonaler Linie jeweils ein Ergebnis von 18. Das Dreieck bildet in der Mitte ein Dreieck von 18 und an den Seiten ebenfalls ein Ergebnis von 18. Damit stehen 2 Dreiecke, ein großes und darin ein kleines, die sich an vielen Stellen in der Pyramide wiederfinden.

Die Mitte ist neun mal die Neun :
9 = 9 + 0 = 1 + 8 = 2 + 7 = 3 + 6 = 4 + 5 = 1 + 2 + 6 = 1 + 3 + 5 = 2 + 3 + 4

Die Tag- und Nachtgleiche, die sich aus dem mittlerem Abstand von Sonne und Erde und der Äquatorialstellung der Sonne errechnet, ist der 1. Oktober, womit die Erntezeit, die Reife, der Herbst beginnt. An diesem Tage steht zur Mittagszeit die mittlere Spiegelung der Pyramiden-West- und Ostseiten jeweils um 26° 18‘ 09,7“ nach Norden, das ist der Neigungswinkel der Gänge in der Pyramide und die spiegelnden Flächen stehen von den Südkanten der Pyramide aus betrachtet, in einem Winkel von 120° zueinander, das ist das Winkelmaß des Eingangsgiebels, des Giebels in der Königskammer und Königinnenkammer, gleichzeitig berührt die Spiegelung im Osten die Sphinx.
Am 1. Oktober ist an allen Orten die kürzeste Dämmerungszeit. In dem Übergang von der Erscheinung, dem Phänomen des Zodikal und zur Zeit dieser kurzen Dämmerung sind wir geboren.
Die 19 Zahlenreihen geben die 19. Stufe an, in der sich der Eingang der Pyramide befindet.

Die Planeten

9 = PLUTO
8 = NEPTUN
7 = URANUS
6 = SATURN
5 = JUPITER
4 = STEINRING/Asteroiden
3 = MARS
2 = SONNE
1 = VENUS
0 = MERKUR
13 Plätze, der Eckstein,
9 = MITTE
9 = BARRY

Der Kalender

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Das Auge des Schicksals mit dem Graben 0

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Auch die beiden Zahlenquadrate, welche unter dem Kalender aufgezeichnet sind, enthalten die Pyramide ohne Spitze, denn die Null ist und ist nicht in der Welt der Illusion, so trennt sie die untere Pyramide durch den Graben der Sehnsuchtsschlucht von der oberen Pyramide. Die Erde trägt den Namen O-TERA oder TERRA, was Du in der japanischen Sprache gleich richtig als Tempel oder Stätte der Verehrung verstehst, denn so heißt das japanische Wort O-TERA. Tempel heißt zugleich Tempora, diese bedeuten die sechs Zeiten, die sich auf der Erde in der Gegenwart ineinander verschlingen.“
„TERRA heißt in Deiner Sprache Erde, KA?“
„Nicht in meiner Sprache, sondern auf international. Ich bin das kosmopolitische Wort. Kosmo bedeutet Ordnung der Hölle oder Erde und Poli ist der Stein.
Diesen Stein werfe ich, es ist meinen Wort, es ist die fehlende Spitze auf der Pyramide, der Eckstein, der Tabernakel, der zum Stein des Anstoßes wird und den ich KAEFIZ-NOUM nenne. Er wird die Wesen, die nicht richtig sind, in den Graben, der zugleich der tote Winkel in jedem Auge ist, meine Sehnsuchtsschlucht, stürzen, damit Wesen, die sich anstoßen, für immer aus den Ewigen Augen sind. Mit den Worten schlage ich die Seelen der Wesen und treibe zur richtigen Tat. Ich schmiede meine Worte in der Glut des Wissens, es ist die Feuerwelt Zukunft hinter der Ofenklappe, wo ich der Schmied der Weltenschmiede bin, dieses ist meine Zauberkraft, ich gebe meinen Worten, die tot sind, Leben und forme aus meinen Götterlosen-Heiden-Hauch neun Welten. Alles kannst Du auch aus dem Zahlen-Quadrta sehen. Ich habe vieles schon aufgeschrieben und in anderen Geschichen festgehalten, das werde ich Dir mit ins Land des Schweigens bringen, dann zeige ich Dir, wie alle gleichen äußeren Zahlen des Quadrates, miteinander durch Striche verbunden, eine Darstellung des schiksalhaften Auges ergeben, daß die Neun in der Mitte aller Zahlen die Pupille und die Nullen einmal den fehlenden Eckstein und zum anderen den Grabenbilden und vieles mehr ist aus dem Quadrat leicht zu erkennen. Alte Darstellungen des Auges sind zwar auch mit einer Pyramide in Zusammenhang gebracht worden, doch sie sind alle falsch, denn die Pyramide ist eine doppelte, wovon die größere auf dem Kopf steht, auf den drei Einsen (1,1,1), die kleinere
aber richtigherum steht, auf neun Einsen und richtig mit einer Neun (9) abschließt. Es ist nur eine logische Darstellung von den neuen 9 Welten, die der Graben meiner Sehnsucht noch trennt. Ich werde Dir alles zeigen, so wie Du es wünscht, denn Du bist mit mir in der Erde geboren, nur in einer anderen Kammer der Zeiten, in der Vergangenheit. Soviel will ich noch sagen, daß drei Tage nach unserem Geburtstag ein neuer Stern aus Menschenhand geformt, von mir aus im Osten, von Dir aus im Westen, zum ersten Mal am Himmel seine Bahn zog, was allen Menschen bekannt ist. Die Schriften der Sybillen, meiner Schwestern beschreiben wer dann geboren ist.
Ich werde Dir alles in Deiner Halle des Schweigens zeigen, indem ich es dort für Dich entstehen lasse aus der Zauberkraft. Jedenfalls ist es so, daß leider wenig für Andere gemacht werden kann, man kann jemanden an seine eigene Natur erinnern. Du weißt, daß ich die Menschen liebe und einem jeden einen Platz gönnen möchte in dem großen Haus der neun Welten. Doch, jeder kann es nur für sich selber machen, Du bist eine Ausnahme, da Du die Zwischenwelt zu Lebzeiten schon wahrnimmst, Dir ist der freie Wunsch ausreichend und ich freue mich über alle Maßen, mit Dir gemeinsam im Land des Schweigens zu sein, weil ich Dich schon immer kenne, meine TAMA-SHII-WA, Du liebliche Schwester von der
Insel WA. Unsere Freunde können es auch nur für sich selber machen, sie wählen frei den Wunsch, den Du schon erfüllt hast.“
„Nur weil Du es uns gesagt hast, nicht wahr.“
„Ich habe es nicht gesagt, sondern nur erinnert, es muß sich jeder selber sagen, liebliche jüngere Schwester.“
„Mein älterer Bruder ist ein Schelm und doch hat er recht, seine Worte lenken unwiderstehlich, wie Feuerfunken geben sie den Weg des leuchtenden Friedens SHOWA erneut in die Hand.“
„Ja, Japan kann reinigen, ob es geschieht, ist seinem freien Willen vorbehalten. Wie es geschieht, weißt Du, es sind meist erlaubte Mittel, das ist der Witz, und es muß nichts mit Gewalt geschehen. Verstand und List sind angemessene Macht und zugleich die Natur Japans, die wahre Stimme, die Kunst, in der Japan unübertroffen ist, was Dein Reich WA ist, mit dem Schlangensiegel NU aus dem Westen bezeugt. Die Schlange ist die Weisheit, die Seele und die Verschlagenheit. NU ist der Augenblick, die höchste Stufe, die ein Mensch erreichen kann und wonach alle japanischen Grundzüge ausgerichtet, alle Formen der Meditation, des Kampfes, des Bogenschießens, .... streben diesen Augenblick seit hunderten von Jahren an. Damit ist es zur zweiten Natur Japans geworden, jeder kennt es, jeder hat es bereits in seiner seelischen Anlage über Generationen. Der Japaner nennt es das Plötzliche. All diese Beschäftigung ist so lange ohne Wert und führt zu nichts, wie es nicht für die Ewigkeit in dieser Gegenwart gemacht wird, als Tat der Nicht-Tat. Diese Nicht-Tat wird als die große Urkraft SHII-WA bezeichnet, der die Welt gleich dem Phönix aus der Asche neu erschafft.
SHII-WA ist die Seele des Japaners, der sie TAMA-SHII ausspricht, und Japan gibt die Klärung der Harmonie zuürck, das WA. So schafft sich ein unbesiegbares Seelenwesen die TAMA-SHII-WA, es ist wie Du, liebe Schwester, und ich kenne es wie Dich, liebe Schwester, schon immer. Nun kann erst es sich selbst ein Opfer bringen und bekommt es ewiges seelisches Leben. Sterben muß ein jeder, doch kann jeder wählen, für was er sein Leben gelebt hat. Dieses Wissen ist das Nichtwissen von Japan, sein höchstes Wissen und somit die Grundlage seiner Existenz, die hiermit genommen wird und in ein neues Nichtwissen über die neun neuen Welten geschmolzen wird. Das NU-Siegel ist das Versprechen der Vergangenheit und wir beide sind dafür geboren. NU schenkt den männlichen und weiblichen Kriegern und Känpfern, den NINJA, die Kraft im rechten Augenblick. Der Sonnenspiegel, den meine Schwester geschenkt bekommen hat, ist ihr Wappen. Es zeigt symbolisch die Lichtwelt der Ewigkeit, welches eine neue Dimension, ohne Zeit und Raum darstellt, das endlose Ewige.
Die Kräfte der Planeten und der Sternzeichen, die als Krummjuwelen bezeichnet werden, gehören der Macht der Sonne an und sind zugleich die Macht des Menschenmähegrasschwertes. Wer diese als Japaner nicht erkennt, dessen Seele kann nicht im Feuerhauch gewaschen werden. Diese Waschung ist die wirkliche Waschung, woran die alte Tradition der erbauenden Waschung nur erinnern soll, ebenso ist die Zeremonie des Teetrinkens eine Erinnerung an den Trank aus dem Kessel der Unterwelt, meine liebe TAMA-SHII-WA.“
„ANI-NIISAN, älterer Bruder, Du kennst Japan genauer als alle Japaner die ich kenne, es scheint fast unglaublich, weil alles wahr ist, was Du sagst und so einfach sind Deine Worte zu verstehen, dabei sind Dir Himmel und Erde Zeugen, die Du besser zu deuten weißt als jeder andere. Alle Dinge und Wesen sprechen zu Dir, ob groß oder klein. Du bist überquellend und alle Geheimnisse sprudeln aus Deinem Mund.“
„Ich beschreibe weiter, die Teezeremonie ist der Trank der Erinnerung, der Becher voll Glück aus der Quelle unserer Sehnsuchtstränen, den meine liebliche Schwester ihren Freunden reicht vom Feuer der Unterwelt.
Die Feunde werden meine Schwester leuchten sehen, so wie ein Hauch des Leuchtens das Moddernde umgibt, blaß unbestimmt in der Farbe, der Weg läuft über zwei Brücken, auf der Schneide des dreigeteilten Schwertes oder Wortes.
Der NINJA ist Einzelgänger oder Rudel oder beides und verbrennt mit Feuerhauch das Falsche, sammelt Schätze der Seele, die er bewacht, er hat das heilende Wissen des tödlichen Giftes durch den plötzlichen Biß und würgt das Falsche durch sein Eigenfeuer vollständig hinunter und ruht wie ein Drache in Windungen. Die Tierkreiszeichen beschreiben alle Möglichkeiten, schöne Schwester.“
Sie hielt mit einem Mal eine YENG-TSIANG, Pfeife aus Orangenholz in der Hand, nahm eine Metalldose, öffnete sie und holte eine Kugel GOW-HOP heraus, rollte sie zwischen Daumen und Zeigefinger glatt, steckte die Kugel dann auf eine YEN-HAUCH und hielt sie in die Flamme meines Feuerzeuges, welches mit der Pfeife im Gras neben uns lag. Das Kügelchen schmorte und zischte, mit der Nadel beförderte sie es vorsichtig in den Kopf der Pfeife und nahm drei kräftige Züge von dem Rauch. Sanft, mit Perlen in den Augen schaute sie mich an, ihr stilles Lächeln war wie der süße schwere Rauch.
„Wenn der leise Regen fällt, sehnt sich mein Herz nach diesem Garten im Frühling, der von dem Duft Deiner weisen Worte erfüllt bleibt, die Pfade erleuchtet auf denen ich wandle. Das Glück, welches ich empfinde, droht mich zu verschlingen, liebster treuer Bruder, mir ist, als müsse ich sterben.“
Bei diesen Worten holte sie ein TSHA hervor und schnitt sich in den Finger, reichte mir das Messer.
„Jetzt haben wir uns ein Versprechen gegeben und besiegelt, daß wir einander nie vergessen, diesen Tag, mein lieber Bruder, unser Blut soll Zeuge sein, für den Trost den wir aneinander finden.“
Als das Blut aus unseren Fingern quellte, lächelte sie und Perlen fielen aus ihren Augen, ihr Gesicht und ihre Hände waren leichenblaß.
Ich steichelte ihre Wangen.
„Staub rieselt durch meine Adern, die Augen sehen das Dunkle, ein Dröhnen erfüllt die Luft, der kalte Schweiß bricht aus, Zittern läuft durch meinen Körper, von dem ich kein Glied mehr spüre, Eiseskälte faßt nach mir, der bleiche Tod, das Fleisch ist ein Mysterium der Täuschung.“
„In der schwebenden Welt, wo alle Dinge sich wandeln, wandelt die Treue sich nie, liebliche Schwester, trauriger Schmetterling, Dein Sehnen erfüllt Deinen Wunsch, doch nicht unser Fleisch, welches weinend schreit vor unerfülltem Glück, nicht wahr.“
„Das ist die schönste Tat, aus unserem Blut soll kein Wesen mehr entstehen lieber Bruder, reich ist der Mangel an Wünschen.“
„Komm mit, ich führe Dich zu Deinem Feuer, welches von Wolkenwogen umbrandet. Das lodernde Feuer verschlingt die Welt. Wo die Natur verwelkt an unserer Sehnsucht, erfüllt Dein Duft die sterbende Welt.“
Jetzt kamen die Frauen und 4 Männer von der Besichtigung des Hauses in den Garten, sie waren guter Dinge und schmunzelten, als sie das Geronnene an unseren Fingern bemerkten. Wir standen auf und beschauten den lieblichen Garten gemeinsam.
„Trauer und Glück sind eins, nicht wahr, lieber älterer Bruder“, sagte sie lächelnd zu mir. Aus ihren seltsam schönen Augen funkelte das erfahrene Glück.
„Ich liebe die Einsamkeit auf dem Berg des Feuers. Jetzt waren wir hier und dort, wie ist das möglich, KA?“
„Unser Wunsch macht es möglich, zarte blutende Rose, der Dorn öffnet die Pforte, das Tote bleibt zurück, um die Welt der reinen Seele zu betreten. - Sag, holde Schwester, seit wann rauchst Du ?“
„Schon lange, doch nie mehr als drei Züge, es steigert meine Trauer und betäubt meinen Körper.“
„Liebliche Lotus-Prinzessin, Du vermagst mit Deinen Worten den unermeßlichen Schmerz noch zu steigern, doch laß unsere Freude den Schmerz tragen. Der Worte Kraft sind mächtig und führen erneut die Seelen hinweg, in das Land des Schweigens. Unsere Freunde sind schon voraus, laß sie uns einholen, liebe Freundin. Schau Dir unsere Freunde an, sind sie nicht wie die sieben doppelten Naturen, wie Wissen und Wahn, Leben und Tod, Freude und Zorn, Herr und Sklave, Mut und Furcht, Zeugen und Vernichten, Freisein und Eingegrenztsein?“
„Sind das die 7 Gefühle, die in Japan nur unvollständig überliefert sind, älterer Bruder?“
„So ist es. Zusammen bilden sie die wahre Seele, die sich von der Illusion der fünf Sinne löst, um die Erinnerung, das Denken an die Unterwelt, der Weltenseele zurückzugeben, liebe Freundin. Die sieben Doppelnaturen ermöglichen für Japan eine neue Ausdehnung, eine neue Dimension, wodurch die Wahrheit der WA offenbar wird, in Deinem Willen und Schreck und in unserem Vollenden, denn wir sind die 9, die Mitte aller Dinge und Wesen, wir sind NU, der Augenblick.“
Jetzt hatten wir die Freunde eingeholt. Sie hatten beschlossen, den Umzug noch in dieser Woche zu vollenden und das alte schöne Haus mit einer kleinen Feier einzuweihen. Das Haus ist groß genug für 16 Personen. Es ist so fein und schön gelegen, wie man es auch in Japan selten noch findet. Eine heiße Schwefelquelle speist das Bad, die zarten Bilder mit pastellener japanischer Kunst in den Räumen entfüren in ein Land der Phantasie. Die Einweihungsfeier fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit, im engen Kreis statt. Nachdem wir eine Woche hier zusammen waren, lud uns MINOWARA auf seine Hochseesegelyacht ein. Drei Tage verbrachten wir auf See, dann kehrten wir zum Haus der Stille zurück. Die japanischen Schwerter ließ ich im Zimmer meiner lieben Schwester zurück. Draußen dämmerte es schon, rasch erhellte sich der Himmel, die Nacht wich nach Westen, glanzvoll stieß der Osten die hohen goldenen Spiegel auf, für die spiegelnd Emporsichhebende. Der Morgendunst hüllt noch in schimmernden Farben Formen seltsamer Schönheit, Glanz der großen liebreizenden Augen, die Reinheit des frischgefallenen Schnees ihrer Gesichtsfarbe, die Brauen so zierlich
geschwungen wie die ausgebreiteten Flügel des Seidenspinners, ihr Körper schlank wie die Lilie, ins lange schwarze Haar die milchigweißen Blüten des Pfirsichzweiges geflochten. Die Stimme besitzt die beruhigende Musik der Bäche, sie ist das sanfte Murmeln der Quellen. Die nicht zu beschreibende Anmut ihrer Rede, ihr Kleid, wie blasses Silber, bei jeder Bewegung in verschiedenen Farben klingend, wie die reinen Farben des Kristalles im Licht, wie in Seifenblasen gehüllt, durchscheinend, hinüberscheinend, deutlich erkennbar und lichtdurchlässig. Während des Abends tauchten lange Schatten in violette Finsternis, das Wissen über Leben, Tod und Schicksal, öffne mit kaltglänzendem Auge am nördlichen Horizont. Bemalte Laternen werden angesteckt, der eisgekühlte Purpurne beschlägt die Schale mit eisigem Tau, doch wärmt plötzlich seltsames Feuer die Adern, als wiche das Nahe zurück, die Decke des Himmels. Gleichsam senkt sich die Sternenkette, aus Ferne kommt der Glockenklang, die nächtliche Stimme, wobei die Lippen stumm bleiben, doch das Auge des Wissens lacht vor Vergnügen und funkelt gleich dem schwarzen Diamant, still und kalt, darum azur der Kranz. An diesem Tag wird die Luft schwer und bebend, die Körper zerspringen, die Seelen vielstimmig stumm erzittern, erstarren. Der Abend ist still, sie nahm ein Papier, zart wie Gaze von gelblich-bleicher Farbe, die Schriftzeichen in der alten Form gemalt, signiert mit dem Namen des Dichters von WA, des Meisters der von ewigen Zeiten lebt. Die Nacht erklang lieblich, dufterfüllt ihre Stimme, stieg hinauf, die Luftzüge strichen sanft herüber, hinterließen sacht duftende Spuren, verschmolzen in wohltuender Süße mit dem dünnen Nebelhauch, der seidene Schleier vor dem Licht des Mondes, einen geisterhaften Schleier der Vorhang bildet, schwach flüstern die Bäume in Stille, leiser Ruf, zarte Erinnerung, Treue von Geburt wie OSHIDORI haltend den Bund, so will ich die Seelenglocke, meine Seele schwingen, die tiefer als der Goldpfad, weicher als der Silberfluß, sanfter als der Blutstrom, mächtig das Schweigen der Unendlichkeit.